Reuters

Studie: Ukraine verliert durch Krieg Sachwerte fast in Billionenhöhe

14.02.2024
um 08:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Der russische Krieg gegen die Ukraine verursacht einer Studie zufolge immense wirtschaftliche Kosten - auch für unbeteiligte Staaten.

Allein die Ukraine verliere durch die Invasion bis 2026 rund 120 Milliarden Dollar an Wirtschaftsleistung, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Gleichzeitig falle der Kapitalstock - also Sachwerte wie Maschinen, Anlagen oder Fabrikgebäude - in dem angegriffenen Land um fast eine Billion Dollar.

Aber auch die wirtschaftliche Belastung für die am Krieg unbeteiligten Drittländer ist den Angaben zufolge mit insgesamt rund 250 Milliarden Dollar ebenfalls erheblich. Hiervon entfallen etwa 70 Milliarden Dollar auf EU-Länder, allein 15 bis 20 Milliarden Dollar auf Deutschland.

"Die Berechnungen beruhen auf den Kosten 'typischer' zwischenstaatlicher Kriege in der Vergangenheit", sagte IfW-Studienautor Jonathan Federle. "Je nach Dauer und Intensität des Krieges sind weniger oder mehr schwerwiegende Szenarien denkbar." Die berechneten Übertragungseffekte auf andere Länder berücksichtigten vor allem die durch geografische Nähe bedingten Handelsverflechtungen und die Größe der jeweiligen Volkswirtschaft, in der ein Krieg ausbricht.

Ist eine Volkswirtschaft global stark integriert, wie beispielsweise in Taiwan, bilden die Schätzungen tendenziell den unteren Rand der zu erwartenden ökonomischen Kriegskosten ab. In diesem Fall rechnen die Forscher innerhalb von fünf Jahren mit weltweiten Verlusten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 2,2 Billionen Dollar. China beansprucht die demokratisch regierte Insel als Teil des eigenen Staatsgebiets und droht immer wieder, dies notfalls auch gewaltsam durchzusetzen.

Sollte der Iran zum Schauplatz eines Krieges werden, könnten sich die Kosten in Form von für die Weltwirtschaft verlorenem BIP über einen Zeitraum von fünf Jahren auf bis zu 1,7 Billionen Dollar belaufen. Der Iran ist derzeit auch aufgrund von Sanktionen nicht so stark in den Welthandel eingebunden, daher liegen die geschätzten externen Kosten den Forschern zufolge in diesem Fall wahrscheinlich am oberen Rand.

"Der russische Angriff auf die Ukraine hat enormen wirtschaftlichen Schaden in der Ukraine, aber auch in den Nachbarländern und in Deutschland angerichtet", fasste IfW-Präsident Moritz Schularick die Studienergebnisse zusammen. "Insgesamt zeigen die Berechnungen einmal mehr, wie hoch auch ökonomisch der Wert des Friedens ist und wie katastrophal ein Krieg auf eigenem Boden in jeder Hinsicht ist." Militärische Stärke und glaubwürdige Abschreckung, die Angriffe von außen unwahrscheinlich machten, seien insofern auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)