Reuters

Delivery Hero beruhigt Anleger - Keine Kapitalerhöhung nötig

14.02.2024
um 10:27 Uhr

München (Reuters) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero versucht, seinen Anlegern die Angst vor einer Kapitalerhöhung zur Rückzahlung seiner Milliardenschulden zu nehmen.

Der künftige Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft (Cash-flow) werde groß genug sein, um die anstehenden Fälligkeiten zu bewältigen, sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin am Mittwoch bei der Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen für 2023. Delivery Hero sei nicht abhängig von externer Finanzierung oder dem Verkauf von Geschäftsteilen oder Beteiligungen, hieß es in einer Präsentation. In den Jahren 2026 und 2027 werden nach LSEG-Daten Anleihen über 1,63 Milliarden Euro fällig. Dazu kommen Euro- und Dollar-Kredite im Volumen von insgesamt 733 Millionen Euro.

Spekulationen um eine nahende Kapitalerhöhung und Probleme beim Verkauf des "Foodpanda"-Geschäfts in Südostasien hatten die Aktie von Delivery Hero in den vergangenen Wochen belastet. Am Mittwoch atmeten die Anleger auf: Am Morgen stiegen die Papiere um rund fünf Prozent auf 19,56 Euro und waren damit größter MDax-Gewinner.

Das Unternehmen verwies darauf, dass es Ende 2023 insgesamt 1,7 Milliarden Euro auf der hohen Kante gehabt habe. "Wir haben reichlichen Zugang zu Kapital, wenn das vorteilhaft für uns ist und wenn sich eine überzeugende Refinanzierungsmöglichkeit ergibt, um unsere langfristige Kapitalstruktur weiter zu stärken", erklärte Delivery Hero. Im zweiten Halbjahr 2023 habe man schon einen positiven Cash-flow verzeichnet, im neuen Jahr soll auf Jahresbasis Geld hereinkommen.

"Unser Bekenntnis zu einer vernünftigen Wachstumsstrategie hat sich ausgezahlt", sagte Vorstandschef und Firmengründer Niklas Östberg. "Wir haben gezeigt, dass wir Gewinn und Cash-flow signifikant verbessern können." 75 Prozent des Plattform-Geschäfts sei schon profitabel und hätte im vierten Quartal hochgerechnet auf Jahresbasis schon ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Rest seien junge, stark wachsende Firmen, die man in den nächsten Quartalen in die Gewinnzone führen werde.

Auf operativer Basis (bereinigtes Ebitda) schaffte Delivery Hero im vergangenen Jahr schon die Gewinnwende, wie der Konzern in der vergangenen Woche mitgeteilt hatte: 253,3 Millionen Euro Ebitda standen zu Buche, nach einem Minus von 623,6 Millionen ein Jahr zuvor. Im laufenden Jahr soll das bereinigte Ebitda 725 bis 775 Millionen Euro erreichen. Der über die Plattform gehandelte Bruttowarenwert (GMV) legte 2023 um 6,8 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro zu. Für 2024 peilt Delivery Hero einen Anstieg des GMV von sieben bis neun Prozent an.

(Bericht von Linda Pasquini und Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)