Berlin (Reuters) - Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet in diesem Jahr mit einer erneut schrumpfenden Wirtschaft.
Nach der Befragung von mehr als 27.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen erwartet der Verband ein Minus von 0,5 Prozent. 2023 ging das Bruttoinlandsprodukt bereits um 0,3 Prozent zurück. "Die schlechte Stimmung der Unternehmen verfestigt sich", teilte die DIHK am Donnerstag in Berlin mit. Es wäre erst das zweite Mal in der Nachkriegsgeschichte, dass die deutsche Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Jahren schrumpfen würde. 2002 und 2003 war dies bisher nur der Fall.
"Das internationale Geschäft läuft weniger schlecht als befürchtet", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Teilweise seien sogar zarte Lichtblicke zu beobachten. Das Problem liege in Deutschland. Fast drei von fünf Unternehmen sähen mittlerweile in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Geschäftsrisiko. "Das ist ein besorgniserregender Höchstwert in unseren Befragungen." 57 Prozent seien dieser Meinung. Im Frühsommer 2023 waren es erst 43 Prozent.
Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP will laut Finanzminister Christian Lindner bis zum Frühjahr ein Konzept zur Stärkung des heimischen Wirtschaftsstandorts vorlegen. Dies solle vermutlich synchronisiert werden mit den Gesprächen über den Haushaltsentwurf für 2025, der im Sommer präsentiert werden soll. Sowohl FDP-Chef Lindner als auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatten Deutschland als Standort zuletzt als nicht mehr wettbewerbsfähig bezeichnet.
In der DIHK-Umfrage verwiesen besonders viele Betriebe auf die allgegenwärtige Bürokratie. Als Geschäftsrisiken wurden zudem die hohen Energiepreise, der Fachkräftemangel, die schwache Inlandsnachfrage sowie die hohen Arbeitskosten genannt. Dies geht immer öfter zulasten von Investitionen. 33 Prozent der Betriebe gaben an, ihre Investitionen in Deutschland verringern zu wollen. Nur 24 Prozent planen eine Ausweitung. Damit setze sich nach einer kurzen Erholung im Sommer 2023 der Negativtrend fort, so die DIHK. Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate rechnen 35 Prozent der Firmen mit einer Verschlechterung und nur 14 Prozent mit einer Verbesserung.
(Bericht von Christian Krämer; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)