Kiew (Reuters) - Nach monatelangen Kämpfen um Awdijiwka zieht die Ukraine nach eigenen Angaben Soldaten aus einigen Teilen der strategisch wichtigen Stadt im Osten des Landes ab.
Sie würden auf "vorteilhaftere Positionen" zurückverlegt, teilte ein Militärsprecher am Donnerstag mit. Gleichzeitig teilte eine kampferprobte Spezialeinheit mit, dass sie zur Verstärkung nach Awdijiwka geschickt worden sei. Die 3. Sturmbrigade, eine der wichtigsten ukrainischen Kampfeinheiten, beschrieb die Lage als "Hölle", bedrohlich und instabil. Aber es sei gelungen, bei einem Angriff in Teilen der Stadt den russischen Invasionstruppen schwere Verluste zuzufügen.
Die Angaben ließen sich unabhängig nicht überprüfen. Von russischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme vor. Russland versucht seit Monaten, die Stadt einzunehmen, um die volle Kontrolle über die Industrieregion Donbass zu erlangen. Vor dem Krieg lebten etwa 32.000 Menschen in Awdijiwka. Jetzt sind es noch weniger als 1000. Für die Ukraine ist Awdijiwka ein Symbol des Widerstands gegen die russischen Invasoren geworden, nachdem die nahe gelegene Stadt Bachmut im vorigen Mai nach für beide Seiten verlustreichen Kämpfen von russischen Truppen erobert worden war.
Die Kämpfe um Awdijiwka seien viel heftiger als bei der Schlacht um Bachmut, erklärte der stellvertretende Kommandeur der 3. Sturmbrigade, Maxym Schorin. Die ukrainischen Truppen seien zahlen- und waffenmäßig unterlegen.
Russische Streitkräfte versuchen seit Oktober, in die Stadt vorzudringen und haben sie von drei Seiten belagert, so dass den dort eingegrabenen ukrainischen Truppen nur begrenzte Nachschubwege zur Verfügung stehen. Nach ukrainischen Angaben hat Russland rund 50.000 Soldaten an der Awdijiwka-Front konzentriert.
Daneben wurden am Donnerstag auch erneut aus anderen Landesteilen russische Angriffe und Zwischenfälle gemeldet, darunter Raketenangriffe auf die Hauptstadt Kiew und Explosionen in Lwiw nahe der polnischen Grenze. Das russische Gesundheitsministerium meldete wiederum einen erneuten Raketeneinschlag in der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod. Dabei seien sechs Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Das Ministerium machte die Ukraine verantwortlich. Von Kiew lag keine Stellungnahme vor.
(Bericht von Tom Balmforth, Yuliia Dysa, geschrieben von Christian Rüttger und Christian Götz, redigiert von Sabine Ehrhardt.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)