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Israel greift Ziele im Libanon an - Hisbollah kündigt Rache an

15.02.2024
um 17:22 Uhr

Jerusalem/Beirut (Reuters) - Der Libanon wird zunehmend in den Krieg im Gazastreifen hineingezogen.

Israel meldete am Donnerstag umfangreiche Angriffe auf Ziele der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz im Nachbarland. Bereits am Mittwoch hatte das israelische Militär die vom Iran unterstützte islamistische Gruppierung im Libanon angegriffen, die daraufhin Vergeltung angekündigte. Im Gazastreifen stürmten israelische Soldaten zudem das größte noch funktionierende Krankenhaus.

Kampfflugzeuge beschossen Dutzende Ziele der Hisbollah-Miliz in der Gegend von Wadi Saluki im Libanon, wie die israelische Armee mitteilte. Davor seien Einrichtungen der Hisbollah in der Umgebung von Labbune angriffen worden. Bereits in der Nacht zum Donnerstag seien Ziele in Taybe bombardiert worden. Erst am Mittwoch waren nach libanesischen Angaben bei zwei Angriffen zehn Menschen getötet worden, darunter fünf Kinder. Israel meldete, der hochrangige Hisbollah-Kommandeur Ali Muhammad Aldbas sei Mittwochabend bei einem gezielten Luftschlag getötet worden.

"FORDERT UNS NICHT HERAUS"

Die Hisbollah-Miliz reagierte auf die Attacken vom Donnerstag zunächst nicht, kündigte aber Vergeltung für die Angriffe vom Vortag an. "Der Feind wird den Preis für diese Verbrechen zahlen", sagte der Hisbollah-Abgeordnete im Beiruter Parlament, Hassan Fadlallah, zu Reuters. Seit Beginn des Gazakriegs liefert sich die Gruppierung Gefechte mit der israelischen Armee an der Grenze zwischen beiden Ländern.

Bislang gibt es nach Angaben politischer Beobachter das unausgesprochene Einverständnis zwischen Hisbollah und Israel, die Gefechte nicht zu einem Krieg ausufern zu lassen. Israels Regierungssprecher sagte an die Hisbollah gerichtet: "Fordert uns nicht heraus."

Israel scheine die Grenzen des Möglichen auszuloten, sagte Nahost-Experte Mohanad Hage Ali vom Carnegie Middle East Center. Die Hisbollah habe bislang signalisiert, die punktuellen Kämpfe nicht ausweiten zu wollen. Israels Verteidigungsminister Joaw Galant hatte zu Beginn des Krieges gedroht, Israel könne im Libanon genauso vorgehen wie im Gazastreifen.

ISRAELISCHE SOLDATEN STÜRMEN KRANKENHAUS

Im Süden des Gazastreifens nahmen israelische Soldaten das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis ein. Das israelische Militär bezeichnete den Einsatz als präzise und begrenzte Razzia. Auslöser seien Informationen, Hamas-Kämpfer hätten sich in dem Krankenhaus versteckt. Zudem würden dort Geiseln festgehalten. Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas wies die Angaben als erlogen zurück.

Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen erklärte, die Soldaten hätten Flüchtlinge und Angehörige des medizinischen Personals aus dem Gebäude vertrieben. Ähnlich äußerte sich die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Im Internet veröffentlichte Videos sollen Teile des Einsatzes zeigen. Zu sehen sind chaotische Szenen, zu hören sind Schreie und Schüsse in abgedunkelten Korridoren.

Der Nasser-Krankenhaus-Komplex liegt in Chan Junis nahe der Grenzstadt Rafah. Seit Tagen wachsen Befürchtungen, Israel könne eine Bodenoffensive gegen die Stadt starten, in die sich Hunderttausende Vertriebene geflüchtet haben. Westliche Politiker warnen vor einer humanitären Katastrophe und appellieren an die Regierung in Jerusalem, von derartigen Plänen abzusehen. Israel vermutet Hamas-Kämpfer und israelische Geiseln in Rafah. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths warnte davor, palästinensische Flüchtlinge könnten massenhaft in Ägypten Zuflucht suchen. Die Regierung in Kairo will das verhindern. Dass die Menschen im Süden des Gazastreifen an einen sicheren Ort evakuiert werden könnten, sei eine "Illusion", sagte Griffith.

(Bericht von James Mackenzie, Nidal al-Mughrabi, Bassam, Maya Gebeily, Maayan Lubell und Emma Farge, geschrieben von Hans Busemann; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)