Paris (Reuters) - Die EZB sollte nach Ansicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau mit der ersten Zinssenkung nicht zu lange warten.
Es gehe nicht darum, voreilig zu handeln, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank der belgischen Zeitung "L'Echo" vom Freitag. "Aber es könnte besser sein, schrittweise und pragmatisch zu handeln, anstatt zu spät zu entscheiden und dann übermäßig korrigieren zu müssen," führte er aus. Die EZB hält die Zinsen nach einer Serie von Erhöhungen im Kampf gegen die Inflation bereits seit September 2023 unverändert. Der Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt seitdem bei 4,0 Prozent - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999.
Aus Sicht von Villeroy hat die EZB "drei Freiheitsgrade" hinsichtlich ihrer künftigen Geldpolitik. Diese beträfen das Timing der ersten Zinssenkung, das Tempo der weiteren geldpolitischen Lockerung danach und schließlich das Zinsniveau, auf das die Sätze sinken könnten. "Die Tatsache, dass wir diese drei Freiheitsgrade haben, könnte ein weiteres Argument dafür sein, warum wir den ersten Schnitt nicht zu lange hinauszögern sollten", sagte Villeroy.
Nach der Geschwindigkeit gefragt, mit der die EZB nach der ersten Zinssenkung weitere Schritte nach unten gehen könnte, sagte er: "Wir werden uns weiterhin von den Daten leiten lassen." Einen neuen Zinsausblick - in der Fachwelt "Forward Guidance" genannt - sollte es dem Gouverneur der Banque de France zufolge nicht geben. Am Donnerstag hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in einer Anhörung im EU-Parlament vor einer überhasteten Zinssenkung gewarnt. Das könnte zu einer länger anhaltenden Inflation führen und die Währungshüter dazu zwingen, die Geldpolitik erneut zu straffen, sagte sie.
(Bericht von Sudip Kar-Gupta; Mathieu Rosemain; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Christian Götz.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)