Berlin (Reuters) - Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert angesichts einer veränderten Bedrohungslage eine engere Verzahnung von Forschung, Wirtschaft und Bundeswehr.
"Es ist an der Zeit, die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr, wehrtechnischer Industrie und Hochschulen zu intensivieren", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Freitag anlässlich der 60. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). "Die Trennung von militärischer und ziviler Forschung und Entwicklung sollte überdacht werden, um offensichtliche Synergien zu nutzen." Zivilklauseln an Universitäten seien eine Friedensgeste, von der man sich verabschieden sollte ? "besser schneller als langsamer".
Mit großer Sorge blicke die deutsche Wirtschaft auf die Situation: Autokratische Allianzen zielten darauf ab, liberale Staaten zu destabilisieren. Zu ihrem Arsenal gehöre es, Rohstoffe, Technologie und Handelsmacht als Druckmittel und Waffe einzusetzen. Die raue Realität der Zeitenwende sei im Handeln aber noch nicht angekommen.
Der BDI schlägt deshalb vor, die Innovationskraft junger Unternehmen zu nutzen. "Die Bundeswehr muss sich dabei der Agilität der Start-Ups anpassen und nicht umgekehrt", sagte Russwurm. Sogenannte Innovation Hubs seien eine gute Sache, wenn sie entweder direkt in der Bundeswehr angesiedelt oder ? wie im Bereich Cyber ? zumindest eng mit der Truppe verzahnt seien. Ob weltraumgestützte Aufklärung und Kommunikation, Drohnen, elektronische Kampfführung oder vernetzte Operationsführung: "Die Durchsetzungsfähigkeit wird maßgeblich von der digitalen Fähigkeitsentwicklung unserer Streitkräfte abhängen", sagte Russwurm.
Die Wehrhaftigkeit der Ukraine im Kampf gegen die russischen Invasoren sollte aufrütteln, um bestehende Defizite der Gesamtverteidigung anzugehen. An vorderster Stelle müssten dabei die Investitionen in die Landes- und Bündnisverteidigung stehen. "Nach Jahren der Friedensdividende ist uns die Nutzung der Innovationskraft unserer Unternehmen im Sinne unserer Wehrhaftigkeit buchstäblich verloren gegangen", sagte Russwurm.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)