Moskau/Kiew (Reuters) - Die Ukraine muss im Verteidigungskampf gegen Russland einen Rückschlag hinnehmen.
Russische Truppen übernahmen nach eigenen Angaben vom Sonntag die volle Kontrolle über die ostukrainische Stadt Awdijiwka. Allerdings hätten sich ukrainische Soldaten dort noch in einer Industrieanlage verschanzt. Ukrainische Truppen zogen sich nach eigener Darstellung aus der Stadt zurück. Der Fall Awdijiwkas ist Russlands größter militärischer Erfolg seit Mai 2023, als die Invasionstruppen die ukrainische Stadt Bachmut erobert hatte. Die Nachricht kommt kurz vor dem zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf das Nachbarland am 24. Februar 2022. Russland Präsident Wladimir Putin, der sich bei einer Wahl Mitte März im Amt bestätigen lassen will, gratulierte dem Militär und sprach von einem "wichtigen Sieg".
Russische Nachrichtenagenturen meldeten unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag, die Truppen seien an der Front bei Awdijiwka rund neun Kilometer vorgerückt. Ein ukrainischer Militärsprecher sagte am Sonntag im Fernsehen, die Lage habe sich "einigermaßen stabilisiert". Die eigenen Verluste seien "angesichts der Umstände minimal".
In den vergangenen Wochen hatte die Regierung in Kiew mehrfach auf Munitionsmangel hingewiesen. Sowohl Amerikaner als auch Europäer bemühen sich, das Land vor allem mit Artilleriemunition zu versorgen. Mehrere Militärexperten betonten auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dass auch Russland Versorgungsprobleme habe und deshalb nur noch punktuell an der 1300 Kilometer langen Frontlinie angreifen könne, wo sich zunehmend ein Stellungskrieg entwickelt hat.
Kämpfe gab es am Wochenende auch an der Front im Süden der Ukraine. Dort habe man am Samstag in der Region Saporischschja drei russische Panzer und 15 weitere gepanzerte Fahrzeuge zerstört und das Vorrücken russischer Truppen abgewehrt, teilte das ukrainische Militär mit. Die russischen Truppen hätten sich daraufhin "auf ihre früheren Stellungen zurückgezogen". Russland äußerte sich zunächst nicht dazu. Die Region Saporischschja war im vergangenen Sommer Schwerpunkt einer ukrainischen Gegenoffensive. Dabei konnte die Ukraine allerdings keine nennenswerten Durchbrüche erzielen und nur wenige Ortschaften zurückerobern.
Die Ukraine musste sich am Wochenende zudem erneut gegen russische Luftangriffe verteidigen. In der Nacht wurde dabei nach ukrainischen Angaben ein russischer Jagdbomber des Typs SU-34 abgeschossen. Zudem habe die Luftabwehr zwölf russische Angriffsdrohnen sowie einen Marschflugkörper vom Typ Kh-59 zerstört. Erst am Samstag hatte das ukrainische Militär den Abschuss von drei russischen Kampfflugzeugen vermeldet.
Auf der Sicherheitskonferenz sagten Politiker aus den USA und Europa der Ukraine weitere Unterstützung zu. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba traf sich am Rande der Konferenz zudem mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi. Dabei habe er auch über den Vorstoß der Ukraine für einen globalen Friedensgipfel gesprochen, bei dem die Schweiz ihre Unterstützung zugesagt habe, teilte Kuleba auf der Plattform X mit. Beide Minister seien sich einig gewesen, dass die Kontakte zwischen der Ukraine und China auf allen Ebenen aufrechterhalten und der Dialog fortgesetzt werden müsse.
Die Ukraine, die EU und die USA haben China wiederholt aufgefordert, seinen Einfluss auf Russland zu nutzen, um den Ukraine-Krieg zu beenden. Chinesische Teilnehmer hatten mehrfach an den von der Ukraine organisierten internationalen Treffen teilgenommen, waren allerdings nach Angaben von EU-Diplomaten beim letzten Zusammentreffen nicht dabei.