Berlin (Reuters) - Der deutschen Wirtschaft droht nach Prognose der Bundesbank im laufenden ersten Quartal womöglich auch wegen der sich häufenden Streiks eine Rezession.
Es sei "nicht auszuschließen, dass die diversen Streiks, unter anderem im Bereich Schienen- und Luftverkehr, die Produktion beeinträchtigen", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. Noch gebe es Auftragspolster in der Industrie und in der Baubranche. "Sie schwinden aber." Im ersten Quartal könnte das Bruttoinlandsprodukt daher erneut etwas nachlassen. "Mit dem zweiten Rückgang der Wirtschaftsleistung in Folge befände sich die deutsche Wirtschaft in einer technischen Rezession." Im vierten Quartal 2023 war Europas größte Volkswirtschaft bereits um 0,3 Prozent geschrumpft.
Eine Dauerrezession befürchtet die Bundesbank gleichwohl nicht. "Die seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine andauernde Schwächephase der deutschen Wirtschaft würde sich damit zwar fortsetzen", schrieb sie. "Eine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung kann aber weiterhin nicht festgestellt werden und ist derzeit auch nicht zu erwarten." So sollte sich die Einkommenssituation und damit der Konsum der privaten Haushalte auch vor dem Hintergrund eines stabilen Arbeitsmarktes, kräftig steigender Löhne und einer abnehmenden Inflationsrate perspektivisch weiter verbessern.
Allerdings dürften einige Belastungsfaktoren zu Jahresbeginn noch bestehen bleiben. Die Auslandsnachfrage nach Waren "Made in Germany" sei zuletzt in der Tendenz "deutlich rückläufig" gewesen, betonte die Bundesbank. Auch dürften die Verbraucher zunächst noch zurückhaltend bei ihren Ausgaben bleiben. Die gestiegenen Finanzierungskosten dürften die Investitionen weiterhin dämpfen, während die Unsicherheit rund um die Transformations- und Klimapolitik erhöht bleibe.
Entspannung erwartet die deutsche Notenbank bei der Inflation. "In den nächsten Monaten dürfte die Inflationsrate tendenziell weiter sinken", erwartet sie. Wegen Sondereffekten müsse allerdings mit teilweise hohen Schwankungen gerechnet werden. Besonders bei Nahrungsmitteln und Industriegütern dürfte die Preisdynamik aber nachlassen. "Dagegen dürfte sich der Preisdruck bei Dienstleistungen ? auch wegen des nach wie vor kräftigen Lohnwachstums ? in den kommenden Monaten deutlich langsamer abbauen", hieß im Monatsbericht. Im Januar lag die Inflationsrate bei 2,9 Prozent und damit auf dem tiefsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)