Frankfurt (Reuters) - Im Zuge der Zinserhöhungen der EZB haben die Preisübertreibungen auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt laut Bundesbank merklich nachgelassen.
Die Preise für Wohnungen und Häuser in den deutschen Städten seien aber immer noch überteuert, teilte die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht mit. Zwar seien die Überbewertungen 2023 bereits beträchtlich zurückgegangen, besonders stark in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Vollständig abgebaut seien die Preisübertreibungen aber noch nicht. "Damit besteht auch weiterhin ein gewisses Risiko von Preiskorrekturen", so die Bundesbank. Das Rückschlagpotenzial sei nunmehr aber geringer als in den vorangegangenen Jahren.
Insgesamt hätten 2023 in den Städten die Wohnimmobilienpreise noch zwischen 15 und 20 Prozent über dem aus Sicht der Bundesbank gerechtfertigten Niveau gelegen. 2022 waren es 25 bis 40 Prozent gewesen. Die deutsche Notenbank warnt bereits seit Jahren vor Überbewertungen am Immobilienmarkt.
KAUFINTERESSENTEN WEICHEN AUF MIETMARKT AUS
Die erheblich strafferen Finanzierungsbedingungen und die nur allmählich sinkende Inflation dämpften 2023 laut Bundesbank die Nachfrage nach dem Kauf von Wohnraum. Die verfügbaren Einkommen der Haushalte hätten sich im Jahresverlauf aber erholt. Das durch die Zuwanderung gestützte Wachstum der Bevölkerung habe zudem die Nachfragedämpfung etwas gebremst. Die geldpolitisch hervorgerufene Schwächung der Nachfrage habe zwar recht stark zu den Preisrückgängen bei Wohnimmobilien beigetragen. Eine größere Rolle für den Rückgang der Preise habe aber gespielt, dass kreditfinanziertes Wohneigentum nicht mehr so erschwinglich gewesen sei. "Viele potenzielle Käufer waren wohl gezwungen, zumindest vorerst auf den Mietmarkt auszuweichen", so die Bundesbank.
Die Europäische Zentralbank hatte im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 die Zinsen zehn Mal in Serie erhöht - zuletzt im September 2023. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, liegt seitdem bei 4,0 Prozent - das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Noch im Juni 2022 hatte dieser maßgebliche Zinssatz bei minus 0,50 Prozent gelegen.
Die Bundesbank führte in ihrem Bericht Berechnungen auf Basis der Preisangaben der bulwiengesa AG an, einem Analyseunternehmen für die Immobilienbranche. Danach sanken 2023 die Preise für Wohnimmobilien in 127 deutschen Städten um 4,5 Prozent. Noch 2022 waren sie um sechs Prozent gestiegen. In den sieben Großstädten fiel der Preisrückgang mit 5,0 Prozent noch etwas stärker aus. Laut Bundesbank waren 2023 die Preisrückgänge in den Städten größer als in den weniger dicht besiedelten Kreisen.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)