Tunis (Reuters) - In Tunesien ist der inhaftierte Oppositionsführer Rached Ghannouchi am Montag in einen Hungerstreik getreten.
Der 82-Jährige wolle damit die Freilassung mehrerer Oppositioneller erreichen, teilten seine Anwälte mit. Ghannouchi, Vorsitzender der größten Oppositionspartei Ennahda und scharfer Kritiker von Präsident Kais Saied, wurde Anfang Februar zu einer dreijährigen Haftstrafe wegen Annahme von Geldern fremden Ursprungs verurteilt. Zudem wird ihm unter anderem eine Verschwörung gegen die nationale Sicherheit vorgeworfen.
Ghannouchi rufe alle Tunesier auf, an demokratischen Tugenden festzuhalten, erklärten seine Anwälte. Es gehe um die Grundlagen der Freiheit und eine unabhängige Justiz. Der 82-Jährige schloss sich sechs inhaftierten führenden Oppositionspolitikern an, die bereits vor einer Woche einen Hungerstreik begonnen hatten.
Die Opposition wirft dem Präsidenten einen kalten Staatsstreich mit der Entmachtung des Parlaments im Jahr 2021 vor. Saied hat mit einem umstrittenem Referendum 2022 die präsidialen Rechte in der Verfassung stark ausgeweitet und regiert zum Teil gestützt auf Dekreten. Auch im Ausland nehmen Vorwürfe zu, Saied verhalte sich zunehmend autoritär.
Saied weist diese Vorwürfe zurück. Er hat seine Kritiker als Kriminelle, Verräter und Terroristen bezeichnet und gewarnt, dass jeder Richter, der sie freilässt, als deren Unterstützer angesehen würde.
(Bericht von Tarek Amara, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)