Berlin (Reuters) - Die Zinswende hat den ostdeutschen Sparkassen trotz der Konjunkturflaute 2023 zu deutlich mehr Gewinn verholfen.
Das zusammengefasste Betriebsergebnis der Institute vor Bewertung - eine wichtige Kennziffer für das operative Geschäft - kletterte auf 2,11 Milliarden Euro und lag damit rund 57 Prozent über dem Vorjahr, wie der Verband OSV am Dienstag mitteilte. Grund sei vor allem der stark gestiegene Zinsüberschuss von fast drei Milliarden Euro. Das erwartete Jahresergebnis habe sich damit auf 350 (2022: 91) Millionen Euro fast vervierfacht. Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), Ludger Weskamp, sprach von einem guten Ergebnis der 43 Institute in einem schwierigen Umfeld.
Der schnelle Zinsanstieg in der Euro-Zone hatte den Sparkassen bundesweit 2022 vorübergehende Abschreibungen auf Wertpapiere eingebrockt, allein bei den ostdeutschen Instituten von rund 1,4 Milliarden Euro. Diese gelten als temporär. Im OSV gab es im vorigen Jahr bereits Wertaufholungen von 461 Millionen Euro.
Die Konjunkturflaute und das Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,3 Prozent im vorigen Jahr bekamen die Ost-Sparkassen vor allem im Kreditgeschäft zu spüren. Der gesamte Darlehensbestand kletterte zwar um knapp vier Prozent auf fast 80 Milliarden Euro. Das Neugeschäft brach jedoch um 30 Prozent ein, wobei Wohnungsbaukredite wegen der schwächelnden Baukonjunktur sogar um fast 40 Prozent zurückgingen. "Trotzdem sehen wir, dass die prozentualen Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr gegen Jahresende sanken, was wir als erste positive Signale werten", sagte OSV-Geschäftsführer Wolfgang Zender. "Zusammen mit den zuletzt leicht gesunkenen Kreditzinsen wurde möglicherweise die Talsohle bei der Kreditneuzusage erreicht."
Der OSV vertritt die Interessen der Sparkassen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)