Reuters

Streik legt Flüge lahm - Lufthansa soll "großen Schritt" gehen

20.02.2024
um 13:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Im Tarifstreit mit der Lufthansa hat die Gewerkschaft Verdi mit einem erneuten Warnstreik des Bodenpersonals den Druck auf den Arbeitgeber verstärkt.

"Wenn die Lufthansa das nicht einsieht, dass sie jetzt einen großen Schritt auf uns zugehen muss, dann sind längere Streiks auch weiterhin möglich", sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am Dienstag in Frankfurt. Die Gewerkschaft hatte die Beschäftigten der Kernmarke Lufthansa zum zweiten Mal seit Anfang Februar zu einem gut eintägigen Ausstand aufgerufen, um ihre Forderung nach 12,5 Prozent mehr Geld plus 3000 Euro Inflationsprämie zu unterstreichen. Die Lufthansa annullierte deshalb rund 90 Prozent der Flüge, etwa 100.000 Reisende sind betroffen.

"Das ist ein bitterer Tag für unsere Gäste", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Die Passagiere seien, so gut es ging auf, andere Verbindungen umgebucht worden. Dass dennoch viele enttäuscht werden müssten, dafür trage Verdi die Verantwortung. Bei einem Angebot von zehn Prozent Gehaltserhöhung in zwölf Monaten und 3000 Euro steuerfreier Inflationsprämie solle die Verhandlung weitergehen. Ob die Lufthansa bei der nächsten Runde am Mittwoch das Angebot nachbessert, ließ der Sprecher offen. Ein Streiktag bedeute für die Airline eine Belastung in niedriger zweistelliger Millionenhöhe.

Der Streik endet an den Flughäfen Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart am Mittwoch um 7.10 Uhr. Verdi-Verhandlungsführer Reschinsky verteidigte die Höhe der Forderung. Die rund 25.000 betroffenen Beschäftigten hätten nach ihren Zugeständnissen während der Corona-Krise heute zehn Prozent weniger in der Tasche als vor drei Jahren. "Deswegen sind diese auch durchaus hohen Forderungen gerechtfertigt und auch notwendig", ergänzte er. Den erneuten Warnstreik begründete er damit, dass die Lufthansa bei ihrem verbesserten Angebot im letzten Verhandlungstermin nicht noch einmal nachgelegt hatte.

Reisende am Flughafen in Frankfurt zeigten sich einerseits verärgert, äußerten andererseits aber auch Verständnis für den Arbeitskampf. "Ich denke, man sollte auch versuchen, da in der Verhandlung mal ein vernünftiges Ergebnis zu bringen", sagte Ralph Möller. Die Mobilität in Deutschland sei mittlerweile ein echtes Problem. Die Streikerei zurzeit sei ziemlich nervig, stimmte ein anderer Passagier zu. In laufenden Tarifrunden war es in diesem Jahr schon an Flughäfen, bei der Bahn und im Nahverkehr zu Arbeitsniederlegungen gekommen. Im Personenverkehr wirken sich Streiks besonders stark aus, weil viele Reisende in Mitleidenschaft gezogen werden.

(Bericht von Reuters TV, Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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WKN 823212 ISIN DE0008232125