Berlin (Reuters) - Bei einem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentenwahlen droht Europa aus Sicht der Wirtschaftsweisen Ulrike Malmendier neuer Ärger im transatlantischen Handel.
Während seiner früheren Präsidentschaft habe Trump bereits auf "Zölle und Handelskriege" gesetzt, sagt sie in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Diese protektionistische Strategie habe der Exportwirtschaft der USA zwar geschadet und auch keine Jobs im Land gehalten: "Das große Problem ist, dass all diese Ergebnisse nichts nützen werden, um ihn davon zu überzeugen, dass es keine gute Richtung ist", sagte die in den USA tätige Professorin über Trump. Solange es populistisch funktioniere und diese Strategie zu Zustimmung und Stimmanteilen führe, werde der America-First-Befürworter weiter darauf setzen.
In Sachen Zölle könne es alle Branchen treffen, sagte Malmendier. Sie könne sich durchaus vorstellen, dass auch die Automobilindustrie ins Visier Trumps geraten könnte. Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund des Wandels hin zu klimafreundlicheren Antrieben zu erwarten: Die Prämisse könne unter einem US-Präsidenten Trump lauten, bei der Elektromobilität ganz vorne mitzuspielen und bei konventionellen Verbrennungsmotoren "noch den letzten Cent" herauszuholen: "Ich würde keine Industrie herauspicken wollen. Ich denke, alle müssen sich da wappnen", fügte sie mit Blick auf mögliche Handelskonflikte mit den USA nach der Wahl hinzu.
Trump liegt bei den Vorwahlen der Republikaner vorn. So könnte es bei der Wahl im November zum erneuten Duell zwischen ihm und seinem demokratischen Nachfolger im Weißen Haus, Joe Biden, kommen. Als US-Präsident hatte Trump unter anderem Strafzölle auf Produkte aus der EU verhängt und einen Handelskrieg mit China angezettelt. Man sei sich in Brüssel der "heiklen Lage" bewusst, sagte EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni jüngst mit Blick auf die Wahlen. Er wies darauf hin, dass die USA der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union seien.
(Bericht von Reinhard Becker. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)