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KfW - Innovationstätigkeit im Mittelstand zeigt "Long Covid-Symptome"

21.02.2024
um 11:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Innovationstätigkeit im Mittelstand tritt laut KfW-Studie auf der Stelle und könnte damit die deutsche Wirtschaft mittelfristig bremsen. In den Jahren 2020 bis 2022 hätten vier von zehn kleinen und mittleren Unternehmen mindestens eine Innovation hervorgebracht, heißt es am Mittwoch in einer Analyse der staatlichen Förderbank.

Dies seien rund 1,5 Millionen Firmen. Die Quote blieb damit zur Vorperiode 2019 bis 2021 unverändert, ebenso die Innovationsausgaben von 34 Milliarden Euro. Rechne man die Inflation heraus, sei dies ein leichter Rückgang. "Die Innovationstätigkeit im Mittelstand zeigt 'Long Covid'-Symptome", sagte KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. "Während der Coronajahre wurden nur wenige Innovationsideen entwickelt, Entscheidungen über Innovationen wurden verschoben: Das fehlt nun beim Output aus dem Innovationsprozess."

Anders als die Investitionen, bei denen sich 2022 sowohl ein Anstieg bei der Zahl investierender Unternehmen als auch beim Volumen zeigt, konnten die Innovationen im Mittelstand laut KfW nicht von der konjunkturellen Erholung nach dem Abklingen der Corona-Pandemie profitieren. Die Kluft zwischen Ausgaben für Innovationen und Sachinvestitionen sei nochmals größer geworden. "Sachinvestitionen belaufen sich aktuell auf rund das Siebenfache der Innovationsinvestitionen."

Vorreiter bei Innovationen sind Mittelständler, die im Ausland aktiv sind, eigene Forschung und Entwicklung betreiben und Akademiker beschäftigen. Zudem zeigt sich laut Studie: Je kleiner ein Unternehmen ist, umso seltener bringt es Innovationen hervor. Mit steigender Unternehmensgröße steigen auch die Innovationsausgaben. Als größte Bremse gelten bei je gut einem Drittel der Mittelständler hohe Innovationskosten und der Mangel an Fachkräften. Derzeit habe jeder zweite innovative mittelständische Betrieb (52 Prozent) Probleme bei der Personalrekrutierung. Vor zehn Jahren waren es nur 35 Prozent.

"Der seit Jahren anhaltende Trend, dass Innovationen im Mittelstand auf niedrigem Niveau verharren und sich immer stärker auf eine kleine Gruppe von Unternehmen konzentrieren, ist in mehrfacher Hinsicht problematisch", sagte Köhler-Geib. Nachzügler liefen Gefahr, mittel- und langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. "Gesamtwirtschaftlich droht das Wegbrechen des innovativen Unterbaus."

(Bericht von Klaus Lauer; - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)