Reuters

Stimmung in Chemieindustrie trübt sich ein - "Tief in der Krise"

22.02.2024
um 08:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Die ohnehin schlechte Stimmung in der deutschen Chemiebranche hat sich im Januar weiter eingetrübt.

Das Barometer für das Geschäftsklima fiel auf minus 15,9 Punkte nach minus 15,4 Punkten im Dezember, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Ihre aktuelle Geschäftslage bewerteten die Unternehmen mit minus 17,1 Punkten etwas schlechter als im Vormonat. Die Geschäftserwartungen fielen mit minus 14,6 Punkten nahezu unverändert pessimistisch aus. "Die deutsche Chemie steckt noch tief in der Krise", fasste Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf die Ergebnisse zusammen.

Das liegt nicht zuletzt an der mauen Nachfrage: Diese habe sich im Januar "weiter verschlimmert", so das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut. Ihren Auftragsbestand bewerteten die Unternehmen als sehr niedrig. Auch die Hoffnungen auf mehr Aufträge aus dem Ausland haben sich demnach weitgehend zerschlagen. "Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Chemieunternehmen gegenüber dem inner- und außereuropäischen Ausland hat zwar nicht weiter abgenommen, wird aber immer noch als nachteilig bewertet", hieß es. Die energieintensive Branche leidet unter den vergleichsweise hohen Energiepreisen in Deutschland.

Um Kosten zu reduzieren, bauen die Unternehmen der Chemie bereits seit März 2023 Personal ab. Eine Trendwende zeichnet sich hier noch nicht ab, im Gegenteil: Die Beschäftigungserwartungen für die nächsten Monate haben sich weiter verschlechtert.

In anderen energieintensiven Branchen hat sich das Geschäftsklima zu Jahresbeginn ebenfalls eingetrübt: Besonders kräftig fiel der Rückgang in der Kokerei und Mineralölverarbeitung, der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie im Glas- und Keramikgewerbe aus. "Nur im Papiergewerbe hat sich der Indikator kaum verändert, blieb aber auf einem niedrigen Niveau", so das Ifo-Institut.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)