Berlin (Reuters) - Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind im Januar deutlich gestiegen.
Sie legten um 5,6 Prozent zum Vorjahresmonat auf 61,27 Milliarden Euro zu, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Für das Gesamtjahr 2024 gehen Experten von einem noch etwas stärkeren Plus von knapp sechs Prozent aus. 2023 hatte es nur zu einem Wachstum von um knapp zwei Prozent gereicht.
Besonders deutlich zogen im Januar die Einnahmen aus der Besteuerung von Kapitalerträgen an, vor allem Zinserträgen. Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen deutlich angehoben, um die lange sehr hohe Inflation wieder zu drücken. "Die Zinswende kommt auch auf der Einnahmeseite des Staates an", sagte der Steuerexperte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Jens Boysen-Hogrefe. Die Einnahmen der Abgeltungssteuer aus Zinsertrag und Verkaufserlösen seien auf den höchsten Wert seit elf Jahren gestiegen. Sie legten um fast 212 Prozent auf gut 2,5 Milliarden Euro zu.
Das Aufkommen aus der Lohnsteuer nahm dagegen um 0,3 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro ab - trotz teils kräftiger Lohnerhöhungen. "Die Tarifabschlüsse beinhalten die abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie", nannte Boysen-Hogrefe einen Grund für den Rückgang. Zudem seien die Lohnzuwächse bei den Hoch-Steuerzahlern relativ gesehen geringer ausgefallen als bei den Niedrig-Steuerzahlern. Zudem wurde mit dem Inflationsausgleichsgesetz die Eckwerte des Einkommensteuertarifs angehoben, womit höhere Steuersätze erst bei einem höheren Einkommen greifen.
Bei der Körperschaftsteuer gab es im Januar deutliche Zuwächse. Die Probleme auf dem Immobilienmarkt spiegeln sich dagegen in deutlich geringeren Einnahmen der Grunderwerbsteuer wider. Hier gab es ein Minus von 18 Prozent.
Die konjunkturelle Lage bleibt laut Finanzministerium vorerst schwach. Die Frühindikatoren deuteten bisher nicht auf eine anziehende Dynamik im ersten Quartal hin. Trotzdem bleibe die Situation auf dem Arbeitsmarkt stabil. Die Inflationsrate dürfte sich im Jahresverlauf der Zwei-Prozent-Marke annähern, die als optimal für die Wirtschaft gilt. Dies sei die Basis für einen wieder stärkeren Konsum, der dann auch die Gesamtwirtschaft stützen werde.
(Bericht von Christian Krämer und Rene Wagner.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)