Moskau (Reuters) - Nach dem jüngsten Vormarsch der russischen Truppen hat der frühere Präsident Dmitri Medwedew die ukrainische Hauptstadt Kiew und die Hafenstadt Odessa als mögliche Kriegsziele genannt.
"Wo sollen wir aufhören? Ich weiß es nicht", sagte der stellvertretende Vorsitzender des russischen Sicherheitsrates am Donnerstag in einem Interview mit russischen Medien. "Wird es Kiew sein? Ja, wahrscheinlich sollte es Kiew sein. Wenn nicht jetzt, dann nach einiger Zeit, vielleicht in einer anderen Phase der Entwicklung dieses Konflikts."
Medwedew galt einst als Reformer, hat sich seit dem Beginn des Krieges vor zwei Jahren aber als Scharfmacher neu erfunden. Er sagte auch, man wolle den Schwarzmeerhafen Odessa einnehmen. "Odessa, komm nach Hause. Wir haben auf Odessa in der Russischen Föderation gewartet, wegen der Geschichte dieser Stadt, wegen der Art der Menschen, die dort leben, wegen der Sprache, die sie sprechen", sagte Medwedew. "Es ist unsere russische, russische Stadt."
Die Ukraine befindet sich derzeit in der Defensive - auch wegen eines Mangels an Munition. Russische Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau das Dorf Pobieda in der ostukrainischen Region Donezk eingenommen. Die Streitkräfte seien zudem auch in anderen Gebieten der Region vorgerückt. Das ukrainische Verteidigungsministerium widersprach der russischen Darstellung. Die ukrainischen Truppen hätten Angriffe in der Nähe des Dorfes zurückgeschlagen und hielten weiterhin "den Feind in Schach". In dem Gebiet finden derzeit die heftigsten Kämpfe statt. Zuletzt hatten russische Truppen nach monatelangen Kämpfen das ebenfalls im Osten liegende Awdijiwka erobert. Dies gilt als größter Erfolg der russischen Armee in dem Krieg seit der Einnahme der nahegelegenen Stadt Bachmut im Mai vorigen Jahres.
(geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)