Reuters

Umfrage - Deutsche Wirtschaft kommt nicht aus dem Keller - "Sieht düster aus"

22.02.2024
um 13:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft bleibt akut rezessionsgefährdet. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - sank im Februar überraschend um 0,9 auf 46,1 Punkte.

Das teilte der Finanzdienstleister S&P Global am Donnerstag zu seiner monatlichen Firmenumfrage mit. Das Barometer entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, die nun schon seit acht Monaten verfehlt wird. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen einen leichten Anstieg auf 47,5 Zähler vorhergesagt.

"Die deutsche Wirtschaft bleibt unter Druck", sagte Ökonom Tariq Kamal Chaudhry von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), die die Umfrage sponsert. Das liegt vor allem an der Industrie: Hier brach das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer um 3,2 auf 42,3 Punkte ein. "Für die deutsche Industrie sieht es jetzt ziemlich düster aus", sagte Chaudhry. Sie leide unter hohen Zinsen, teurer Energie, geopolitischen Risiken und einer mauen Weltkonjunktur. Die Produktion gehe stark zurück, die Neuaufträge aus dem In- und Ausland "verschlechtern sich drastisch".

Auch bei den Dienstleistern sieht es nicht rosig aus. Hier legte der Einkaufsmanagerindex zwar um 0,5 auf 48,2 Punkte zu, blieb aber ebenfalls merklich unter der Wachstumsmarke von 50. "Das Licht am Ende des Tunnels ist sichtbar, wird aber wohl erst im zweiten Quartal erreicht werden", sagte Chaudhry mit Blick auf den Service-Sektor.

Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft. Folgt im laufenden Quartal ein erneutes Minus, wird von einer technischen Rezession gesprochen. Nach Prognose der Bundesbank droht dies auch wegen der sich häufenden Streiks. Es sei "nicht auszuschließen, dass die diversen Streiks, unter anderem im Bereich Schienen- und Luftverkehr, die Produktion beeinträchtigen", heißt es im aktuellen Monatsbericht. Im ersten Quartal könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) daher erneut etwas nachlassen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)