- von Anika Ross und Daniela Pegna
Frankfurt (Reuters) - Auf der Jagd nach weiteren Rekorden nehmen die Dax-Anleger die magische Marke von 18.000 Punkten ins Visier.
Analysten sehen für den deutschen Leitindex nach dem jüngsten Sprung auf die Bestmarke von 17.429 Zählern durchaus noch Luft nach oben. Die Stimmung trüben könnten in der kommenden Woche konjunkturelle Schwächesignale, während die Flut von Firmenbilanzen für Schwung sorgen dürfte.
Momentan haben die Bullen das Ruder an den Finanzmärkten fest in der Hand. Der Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) nach den spektakulären Wachstumszahlen des US-Chip-Konzerns Nvidia hatte die Anleger weltweit mitgerissen. "Die Anleger sind in einen wahren Kaufrausch verfallen", sagt Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Auf Wochensicht legte der Dax 1,5 Prozent zu.
"Inwieweit dieser von Technologiewerten geführte Höhenrausch die globalen Aktien weiterträgt, wird von der Geldpolitik ebenso mitbeeinflusst werden, wie vom fundamentalen Umfeld", fassen die Strategen der Helaba zusammen. Diese beiden Faktoren können immer wieder für Unsicherheit bei den Investoren sorgen und damit auch für den ein oder anderen Rücksetzer. Gerade in Deutschland sei "die Diskrepanz zwischen Börsenboom und Realwirtschaft am größten", heißt es bei der Helaba mit Verweis auf die auf 0,2 Prozent eingedampfte Wachstumsprognose der Bundesregierung. Von Oktober bis Dezember schrumpfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Damit bewegt sich die deutsche Wirtschaft wegen sinkender Investitionen am Rande einer Rezession.
ZINSHOFFNUNGEN HALTEN DIE RALLY AM LAUFEN
Um die Wirtschaft in der Euro-Zone zu beleben, hoffen viele Anleger auf baldige Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Notenbank-Vertreter haben mehrfach darauf verwiesen, dass der Zeitpunkt der Zinswende vor allem von den kommenden Inflations- und Konjunkturdaten abhängt. Deswegen dürften die geldpolitischen Erwartungen in der neuen Woche mit frischen Daten erneut auf dem Prüfstand stehen. Analysten gehen davon aus, dass die Teuerung im Euroraum, die im Januar bei 2,8 Prozent lag, weiter leicht gesunken ist. Die Daten werden am Freitag veröffentlicht.
Mit dem abflauenden Preisauftrieb kommt die EZB ihrem Ziel einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent allmählich etwas näher. "Die Inflation muss nicht bei zwei Prozent liegen, damit die Zinssenkungen durchkommen, daher erwarten wir Zinssenkungen in diesem Sommer, die die Unternehmensgewinne steigern werden", sagt Investmentexperte Nathan Sweeney vom Vermögensverwalter Marlborough. Die EZB hält die Zinsen nach einer Serie von Erhöhungen seit September 2023 konstant. Der Einlagensatz, den Finanzinstitute erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder deponieren, liegt bei 4,0 Prozent.
US-WIRTSCHAFT LEGT DATEN VOR
Wie es um die US-Wirtschaft bestellt ist, dürften in der neuen Woche unter anderem die Auftragseingänge langlebiger Güter (Dienstag), die zweite Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt (Mittwoch) und die Ausgaben privater Haushalte (Donnerstag) zeigen. "In den USA ist selbst eine milde Rezession unwahrscheinlich geworden", heißt es in einem Kommentar der Commerzbank. Aus ihrer Sicht sollte die Lockerung der Geldpolitik daher deutlich geringer ausfallen als bislang erwartet. So werde nun nicht mehr mit acht Zinssenkungen, sondern mit fünf Schritten gerechnet, drei davon in diesem Jahr und zwei 2025.
Am Freitag steht in den USA der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe im Mittelpunkt. "Dieser tendiert noch unter der Expansionsschwelle von 50. Jedes Kratzen an dieser Schwelle könnte die derzeitigen Zinserwartungen wieder zu Ausschlägen verleiten", sagt Helaba-Strategin Claudia Windt.
BILANZWELLE ROLLT WEITER
Auf Unternehmensseite läuft die Bilanzsaison weiter. Bei den deutschen Firmen legen unter anderem Münchner Rück Bei den europäischen Firmen werden ebenfalls etliche Geschäftszahlen erwartet, darunter von Veolia, Bouygues, ASM International, London Stock Exchange und Erste Group. Am Montag öffnen sich zudem die Türen des Genfer Autosalons. (Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)