Frankfurt (Reuters) - Nach der jüngsten Rekordjagd haben es die Dax-Anleger zum Wochenschluss etwas ruhiger angehen lassen.
Der deutsche Leitindex lag am Freitagnachmittag mit 17.388 Zählern rund 0,1 Prozent im Plus, während der EuroStoxx50 0,4 Prozent gewann. Trotz des gedrosselten Tempos rechnen Analysten damit, dass der Dax seinen Höhenflug schon bald fortsetzen dürfte. "Die Rally scheint im Moment Flügel zu haben", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Der Index nähere sich in größeren Schritten als von vielen gedacht der 18.000er Marke.
Am Donnerstag hatte der Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) nach starken Zahlen des US-Chip-Konzerns Nvidia den Dax auf ein Allzeithoch von 17.429,66 Zählern getrieben. Auch an den Börsen in Asien und den USA war es steil bergauf gegangen. Am Freitag schalteten die Anleger an der Wall Street jedoch ebenfalls erstmal einen Gang zurück: die US-Futures deuteten auf eine nur leicht positive Eröffnung hin.
ANLEGER MACHEN BEI ALLIANZ KASSE
Aktien der Allianz bildeten mit einem Abschlag von gut drei Prozent das Dax-Schlusslicht. Einem Händler zufolge sorgte der Ausblick für 2024 für etwas Enttäuschung und ließ die Anleger angesichts der jüngsten Kursgewinne Kasse machen. Seit Jahresbeginn kommen Aktien des Versicherungskonzerns auf ein Plus von mehr als fünf Prozent. Bei den Titeln der Deutschen Telekom, deren Geschäftszahlen für 2023 im Rahmen der eigenen Ziele und der Markterwartungen lagen, ging es ebenfalls bergab. Die Aktien gaben rund zwei Prozent nach. Angesichts einer verschärften Schrumpfkur bei BASF verloren die Aktien des Chemiekonzerns 1,4 Prozent. "Aktuell befindet sich BASF in einem zyklischen Tief und hat zusätzlich mit niedriger Agrarnachfrage und hohen Investitionen zu kämpfen", kommentierte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler.
Hensoldt machte eine Umsatzprognose unter den Markterwartungen zu schaffen. Die Papiere des Rüstungselektronik-Konzerns verloren im MDax in der Spitze mehr als acht Prozent. Die Aktien des Konkurrenten Rheinmetall legten im Dax dagegen um 2,7 Prozent zu.
DEUTSCHE WIRTSCHAFT AM RANDE EINER REZESSION
Für Ernüchterung bei den Dax-Anlegern sorgte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP), das von Oktober bis Dezember um 0,3 Prozent zum Vorquartal schrumpfte. Damit bewegt sich die deutsche Wirtschaft wegen sinkender Investitionen am Rande einer Rezession. "Das Jahr 2023 ist aus wirtschaftlicher Sicht zum Vergessen", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Der Blick richte sich nun nach vorne. "Die gute Nachricht ist, dass wichtige Konjunkturfrühindikatoren zuletzt ein zartes Erwachen zeigten."
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hellte sich zumindest etwas auf. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Februar auf 85,5 Punkte von 85,2 Zählern im Vormonat. Eine nachhaltige Trendwende bedeute dies aber wohl noch nicht, sagte Ralf Umlauf von der Helaba. "Die konjunkturelle Dynamik dürfte zunächst noch gedämpft bleiben, denn noch liegt der Index auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau."
Am Devisenmarkt steuerte der US-Dollar auf seinen ersten Wochenverlust in diesem Jahr zu. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, lag am Freitag 0,1 Prozent niedriger bei 103,84 Punkten. Aus Sicht von US-Währungshüter Patrick Harker könnte die Zinswende der Fed bereits im Mai eingeleitet werden. Es müssten aber noch einige Monate Daten gesichtet werden, um Vertrauen zu schöpfen, dass die Inflation tatsächlich wieder auf das Ziel der Notenbank von zwei Prozent zusteuere, erklärte der Chef des Notenbankbezirks Philadelphia.
(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)