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Konsumklima kaum erholt - Verunsicherte Deutsche sparen so viel wie zuletzt 2008

27.02.2024
um 08:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Verbraucher in Deutschland halten wegen der Konjunkturflaute ihr Geld zusammen und legen so viel auf die hohe Kante wie seit fast 16 Jahren nicht mehr.

Das Barometer für das Konsumklima im März stieg zwar erwartungsgemäß leicht um 0,6 auf minus 29,0 Punkte, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag mitteilten. Die Forscher berechnen aus einer Umfrage unter rund 2000 Menschen die Konsumlaune für den Folgemonat. "Die Konsumenten sind aber stark verunsichert", sagte NIM-Experte Rolf Bürkl. "Neben den nach wie vor steigenden Preisen dürften sicherlich schwächere Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ein wichtiger Grund dafür sein." Zudem sei die Sparneigung auf dem höchsten Wert seit Juni 2008.

Die Menschen in Deutschland beurteilten ihre künftige finanzielle Lage wieder besser. Das Barometer der Einkommenserwartungen kletterte auf den höchsten Wert seit Februar 2022 - also vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Denn deutliche Lohn- und Rentenerhöhungen dürften zusammen mit weniger stark steigenden Preisen zu einem spürbaren realen Einkommensplus führen. Dies allerdings wirkt sich derzeit kaum auf die Bereitschaft zu größeren Einkäufen aus. Der Gradmesser dazu bleibe auf dem "überaus niedrigen Niveau" seit Mitte 2022. "Trotz der wieder zunehmenden Kaufkraft zeigen sich die Konsumenten bezüglich größerer Anschaffungen derzeit sehr zurückhaltend."

Zudem erwarteten die Menschen auch Anfang 2024 keine Signale, dass es mit der schwächelnden deutschen Wirtschaft deutlich bergauf gehe, erklärten die Marktforscher. "Deutschland muss vorerst weiter auf eine konjunkturelle Erholung warten", betonte Bürkl und verwies auf den schwindenden Optimismus der Bundesregierung. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat jüngst die Prognose der Ampel-Koalition für das Wirtschaftswachstum 2024 massiv von 1,3 auf 0,2 Prozent gesenkt. Ende 2023 war das Bruttoinlandsprodukt bereits um 0,3 Prozent gesunken und könnte nach Einschätzung von Ökonomen auch im laufenden ersten Quartal fallen. Nach einer Faustregel von Fachleuten wäre Deutschland damit in einer technischen, also vorübergehenden Rezession.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)