München (Reuters) - Im Skandal um die angebliche Veruntreuung von dreistelligen Millionensummen der libanesischen Zentralbank haben deutsche Staatsanwälte erstmals Geldwäscheermittlungen gegen den früheren libanesischen Zentralbankchef bestätigt.
Riad Salameh, der von 1993 bis 2023 Gouverneur der Zentralbank war, sei mit einem Haftbefehl des Amtsgerichts München international zur Fahndung ausgeschrieben, teilte die Staatsanwaltschaft München am Dienstag mit.
Ermittelt werde auch gegen dessen Bruder Raja und weitere Beschuldigte, erklärten die Ermittler. Das Verfahren laufe seit 2021 auf Betreiben des Libanon und werde in enger Zusammenarbeit mit den dortigen Strafverfolgungsbehörden geführt, die ihrerseits wegen des Verdachts der schweren Unterschlagung öffentlicher Gelder ermittelten. Deutsche und weitere europäische Staatsanwälte seien dafür mehrfach von ihren libanesischen Kollegen empfangen worden und hätten dort auch die Salameh-Brüder vernommen. Allerdings liefere der Libanon eigene Staatsangehörige wie international üblich nicht aus.
Der Staatsanwaltschaft München zufolge werden Riad Salameh und sein Bruder verdächtigt, mit weiteren Beteiligten von 2002 bis 2015 Gelder der Zentralbank und des Finanzministeriums in Höhe von mehr als 330 Millionen US-Dollar veruntreut zu haben. Ein Teil der Summe sei demnach über eine Briefkastengesellschaft auf den Britischen Jungferninseln nach Europa geleitet und in Immobilien investiert worden, unter anderem in Deutschland.
Libanesische Behörden hatten in den vergangenen Jahren bereits mehrfach über ihre Ermittlungen berichtet. Die Salameh-Brüder hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft München hatte lediglich bestätigt, dass sie im Jahr 2022 mit europäischen Partnern wegen Geldwäscheverdachts im Zusammenhang mit libanesischen Geldern Vermögenswerte von 120 Millionen Euro beschlagnahmt habe. Nun bezifferten die deutschen Ermittler die Höhe sogar auf rund 150 Millionen Euro.
In einer Aktion mit Partnerbehörden aus Frankreich und Luxemburg seien damals drei hochwertige Gewerbeimmobilien in München und in Hamburg im Gesamtwert von etwa 28 Millionen Euro beschlagnahmt worden, hieß es nun. Zudem seien Anteile einer in Düsseldorf ansässigen Objektgesellschaft im Wert von etwa sieben Millionen Euro gesichert worden. Parallel seien Immobilien und Kontoguthaben in Frankreich, Luxemburg und Monaco sichergestellt worden. In Deutschland sei auch das Bundeskriminalamt beteiligt.
Deutschland gilt weltweit als eines der Hauptländer, in denen illegal erwirtschaftete Beträge durch Geldwäsche in die Wirtschaft eingespeist werden.
(Bericht von Jörn Poltz; Redigiert von Hans Busemann)