Madrid (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) benötigt aus Sicht ihres Vize-Präsidenten Luis de Guindos weitere Inflationsdaten, bevor sie auf einen Zinssenkungskurs umschwenken kann.
Der Rückgang der Teuerung werde sich fortsetzen, sagte der Stellvertreter von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Mittwoch dem spanischen Fernsehsender Antena 3. "Wenn die Daten das bestätigen, was ich zuvor ausgeführt habe, dann wird der Rat der Europäischen Zentralbank das Niveau der Zinsen ändern", sagte de Guindos. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Im Januar lag sie bei 2,8 Prozent. Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, stand bei 3,3 Prozent.
Die nächste Zinssitzung der EZB findet am Donnerstag in einer Woche in Frankfurt statt. Zu dem Treffen werden den Währungshütern neue Prognosen der EZB-Volkswirte zur Entwicklung der Inflation in der 20-Länder-Gemeinschaft vorliegen. Diese vierteljährlich veröffentlichten Projektionen gelten als wichtiger Faktor für möglichen Zinssenkungen.
"Sobald unsere Projektionen darauf hinweisen, dass die Daten (...) zeigen, dass wir uns der Zwei-Prozent-Marke nähern, wird sich die Ausrichtung der Geldpolitik ändern," sagte de Guindos. Er warnte, dass steigende Löhne Inflationsdruck auslösen könnten angesichts der eher schwachen Produktivitätsentwicklung in Europa. Für die Unternehmen würde das steigende Kosten bedeuten. De Guindos zufolge wird jedoch ein Teil dieser Kosten durch die Unternehmensgewinne absorbiert.
Viele EZB-Notenbanker hatten zuletzt argumentiert, dass entscheidende Zahlen aus den Euro-Ländern zu den Lohnabschlüssen für 2024 erst im Mai bekannt sein werden. Daher gilt die EZB-Zinssitzung im Juni als das Treffen, auf dem die Währungshüter erstmals genauer abschätzen können, wie das Lohnwachstum in diesem Jahr ausfallen wird.
(Bericht von Jesús Aguado, Emma Pinedo; Berabeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)