Frankfurt (Reuters) - Der Kunststoffkonzern Covestro hofft nach zwei Jahren mit Ergebniseinbrüchen auf eine Besserung in diesem Jahr.
Das Unternehmen befinde sich aber in einem weiterhin herausforderndem Umfeld und eine Belebung sei frühestens ab dem zweiten Halbjahr zu erwarten, sagte Vorstandschef Markus Steilemann am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Leverkusen. Covestro wolle sich daher noch effizienter aufstellen. "Wir sparen Kosten, investieren weiter an den richtigen Stellen, stellen die Lieferfähigkeit unserer Anlagen sicher und heben Effizienzen", sagte Finanzchef Christian Baier. Keine Neuigkeiten gab es zum Übernahmeinteresse des staatlichen Ölkonzerns Adnoc aus Abu Dhabi an dem Dax-Konzern.
Für 2024 erwartet Covestro einen operativen Gewinn von 1,0 bis 1,6 Milliarden Euro - das wäre bestenfalls ein Plus von mehr als 45 Prozent, schlimmstenfalls ein Rückgang von neun Prozent. Wenn es zu einer Belebung im zweiten Halbjahr komme, sei das obere Ende der Prognose "durchaus realistisch", sagte Baier. Wenn diese ausbleibe, werde Covestro wohl am unteren Ende der Spanne landen. Für das erste Quartal ist zunächst noch ein Rückgang zu erwarten, denn das Management geht von einem Ergebnis zwischen 180 und 280 (Q1 2023: 286) Millionen Euro aus.
AKTIONÄRE GEHEN ERNEUT LEER AUS
Im vergangenen Jahr brockten die anhaltend schwache Nachfrage und niedrigere Preise dem Konzern einen Ergebnisrückgang um ein Drittel auf 1,1 Milliarden Euro ein. Ohne eine deutliche Senkung der Fixkosten um einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag wäre dieser noch stärker ausgefallen. Der Umsatz schrumpfte um 20 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. Unter dem Strich verringerte sich der Verlust auf 198 Millionen Euro von einem Minus von 272 Millionen vor Jahresfrist. Die Aktionäre müssen das zweite Jahr in Folge auf eine Dividende verzichten.
"Das Jahr 2023 war eines der schwierigsten für die chemische Industrie in den letzten Jahrzehnten: Anhaltende geopolitische Spannungen, weltweite Konjunkturschwäche und hohe Energiepreise, insbesondere in Europa", sagte Steilemann. "Hinzu kommen vor allem in Deutschland eine Vielzahl struktureller Probleme." Zwei Drittel der Energiekosten von Covestro fielen in Europa an, "das ist im wesentlichen ein deutsches Problem". Zum Übernahmeinteresse des Ölriesen Adnoc, der seit Monaten um den Leverkusener Konzern wirbt, hielt Steilemann sich bedeckt. Dieses zeige aber, dass das Geschäftsmodell von Covestro "offensichtlich sehr erfolgsversprechend ist".
Covestro befinde sich weiter in Gesprächen mit Adnoc. Das Ergebnis hänge von der Fähigkeit beider Seiten ab, eine Einigung über Themen zu erzielen, bei denen man unterschiedlicher Meinungen sei. Welche dies sind, wollte Steilemann nicht sagen, ebenso wenig, ob es Fortschritte bei den Gesprächen gibt. Covestro wird seit dem vergangenen Sommer von Adnoc umgarnt und bestätigte im September die Aufnahme von ergebnisoffenen Gesprächen. Laut Insidern hat der Ölkonzern im Dezember seine informelle unverbindliche Offerte auf rund 60 Euro je Aktie erhöht, damit wohl aber noch keinen Durchbruch erzielt.
(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)