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Inflation auf Zweieinhalb-Jahrestief - "Preisdruck sagt Tschüss"

29.02.2024
um 18:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Billigere Energie und kaum noch steigende Lebensmittelpreise haben die Inflation in Deutschland auf den tiefsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren gedrückt.

Die Verbraucherpreise stiegen im Februar nur noch um 2,5 Prozent zum Vorjahresmonat, nach 2,9 Prozent im Januar. "Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021 mit 2,4 Prozent", wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag zu seiner Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 2,6 Prozent gerechnet. Von Januar auf Februar stiegen die Preise allerdings, und zwar um 0,4 Prozent. Ökonomen geben trotz der positiven Tendenz noch keine Entwarnung.

"Die letzte Meile im Kampf gegen die Inflation ist die schwierigste", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Zeit sei noch nicht reif für Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB), die ihre Geldpolitik im Kampf gegen die starke Teuerung erheblich gestrafft hat. "Der Inflationsdruck sagt weiter Tschüss", fügte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger, hinzu. Mit den stark gestiegenen Löhnen stehe aber noch ein Bremser für das beständige Erreichen das von der EZB ausgegebenen Inflationsziels von zwei Prozent im Weg. Viele Unternehmen könnten wegen der erhöhten Personalkosten ihre Kunden künftig stärker zur Kasse bitten.

Für die sinkende Inflationsrate sorgte im Februar vor allem billigere Energie: Sie kostete durchschnittlich 2,4 Prozent weniger als im Februar 2023, nachdem diese Preise im Januar sogar um 2,8 Prozent gesunken waren. Nahrungsmittel verteuerten sich erstmals seit November 2021 schwächer als die Preise insgesamt: Sie kosteten nur noch 0,9 Prozent mehr, nach plus 3,8 Prozent im Januar. Für Dienstleistungen wurden erneut 3,4 Prozent mehr verlangt als ein Jahr zuvor.

KERNINFLATION FÄLLT NICHT

Die sogenannte Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - verharrte ebenfalls bei 3,4 Prozent. "Ein Rückgang dieses für die EZB besonders wichtigen Inflationsmaßes blieb damit aus", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die nach einheitlichen europäischen Standards berechnete Inflationsrate lag im Februar bei 2,7 Prozent. In Spanien lag sie mit 2,9 Prozent darüber, ebenso in Frankreich mit 3,0 Prozent.

Angesichts der nachlassenden Teuerung können die Arbeitnehmer mit steigenden Reallöhnen rechnen. Diese legte 2023 zwar erstmals nach drei Rückgängen in Folge wieder zu, allerdings nur um 0,1 Prozent. "Wir sollten dieses Jahr den stärksten Anstieg der Reallöhne seit 2015 sehen", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. "Bei einer Inflationsrate von rund drei Prozent und einem Nominallohnwachstum von vier bis fünf Prozent stehen für Arbeitnehmer gute Zeiten an."

"ABWÄRTSTREND HÄLT AN"

Das sei wichtig, um der lahmenden Konjunktur wieder auf die Sprünge zu helfen und den Konsum anzuschieben, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Ich rechne damit, dass die Inflation in den kommenden Monaten ihren Abwärtskurs beibehält, wenn auch mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit." Während die günstige Entwicklung an den Gas- und Strommärkten für Rückenwind sorge, bleibe abzuwarten, wie hartnäckig sich der Preisauftrieb bei den Dienstleistern darstellen werde.

Weniger Unternehmen wollen in den nächsten Monaten ihre Preise anheben. Das Barometer für die Preiserwartungen sank im Februar auf 15,0 Punkte, nach 18,8 Zählern im Januar, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Firmenumfrage mitteilte. "Die Inflation dürfte daher in den kommenden Monaten ihren Rückgang fortsetzen", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Die Ökonomen von Deutsche Bank Research rechnen im Jahresschnitt mit einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent. 2023 waren die Preise noch um durchschnittlich 5,9 Prozent gestiegen. 2025 sollen sie nur noch um 1,9 Prozent steigen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)