Reuters

Dutzende Palästinenser vor Verteilung von Hilfsgütern in Gaza getötet

29.02.2024
um 18:42 Uhr

Kairo (Reuters) - Vor einer geplanten Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen sind offenbar Dutzende Palästinenser getötet und verletzt worden.

Zu dem Vorfall am Donnerstag nahe Gaza-Stadt lagen widersprüchliche Angaben vor. Die der radikal-islamischen Hamas unterstellen Gesundheitsbehörden sprachen von mindestens 104 Toten, die von israelischen Soldaten erschossen worden seien. Israel wies die Angaben zurück, ohne eine konkrete Opferzahl zu nennen. Einem Militärsprecher zufolge gab es zwei getrennte Vorfälle: Bei dem ersten seien Menschen von Lastwagen mit Hilfsgütern im Gedränge überfahren worden. Dann habe sich eine Gruppe trotz Warnschüssen Soldaten genähert. Diese hätten "auf diejenigen gefeuert, die eine Bedrohung darstellten".

Die Angaben ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Rettungskräfte erklärten, sie seien mit der Zahl der Verletzten und der Schwere der Wunden überfordert. Dutzende Opfer wurden ins Al-Schifa-Krankenhaus gebracht, das als Folge israelischer Angriffe nur teilweise in Betrieb war. Seit Wochen hat es im Gaza-Krieg keinen Vorfall mit derartig vielen zivilen Opfern gegeben. Die Hamas erklärte, die Entwicklung könne die Gespräche in Katar über eine Feuerpause gefährden. Auch US-Präsident Joe Biden sagte in Washington auf die Frage eines Journalisten, der Vorfall werde die Verhandlungen erschweren. Der genaue Hergang werde geprüft. Biden verwies auf die zwei unterschiedlichen Darstellungen: "Ich habe noch keine Antwort."

Der Gaza-Krieg begann am 7. Oktober mit einem Angriff der Hamas auf Israel, bei dem die Islamisten nach israelischen Angaben 1200 Menschen töteten und etwa 240 Geiseln nahmen. Israel reagierte mit einem Einmarsch in das Palästinenser-Gebiet und Luftangriffen. Seitdem sind nach Angaben der palästinensischen Behörden mehr als 30.000 Bewohner des Gazastreifens getötet worden. Große Teile der Infrastruktur für die 2,3 Millionen Menschen in dem dicht besiedelten Küstenstreifen sind zerstört. Die UN beklagt eine katastrophale Versorgungslage der Zivilbevölkerung.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi; Geschrieben von Scot W. Stevenson.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)