Moskau (Reuters) - Der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny soll am heutigen Freitag in Moskau unter strengen Sicherheitsvorkehrungen aus Angst vor einer Polizeirazzia beigesetzt werden.
Dies teilten Verbündete aus seinem Umfeld am frühen Freitagmorgen mit. Nawalnys Mutter Ljudmila wird voraussichtlich auch an seiner Beerdigung teilnehmen. Vor der Beisetzung auf einem Friedhof in einem Außenbezirk der Hauptstadt, wo Nawalny früher lebte, ist ein Trauergottesdienst geplant. Danach soll er dann auf dem rund 2,5 Kilometer entfernten Friedhof Borisowskoje auf der anderen Seite der Moskwa beigesetzt werden. Nawalnys Unterstützer versprachen im Vorfeld, die Ereignisse des Tages live im Internet zu übertragen.
Die Witwe des Kreml-Kritikers, Julia Nawalnaja, die im Exil seine Oppositionsarbeit fortsetzen will, befürchtet nach eigenen Angaben Festnahmen von Trauergästen durch die Polizei. In Russland nimmt die Trauergemeinde gewöhnlich am offenen Sarg Abschied von dem Verstorbenen. Anhänger Nawalnys riefen die Menschen, die nicht persönlich bei der Beerdigung dabei sein können, dazu auf, sich am Freitagabend an bestimmten Punkten in ihren Heimatstädten zu versammeln. Der Kreml hat diese Äußerungen als Provokation abgetan und gewarnt, dass die Polizei das Gesetz durchsetzen werde. Nach früheren Versammlungen von Nawalny-Anhängern zu urteilen, ist mit einem starken Polizeiaufgebot zu rechnen.
Nawalnys Team beschuldigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin des Mordes, weil der Staatschef angeblich den Gedanken nicht ertragen habe können, dass Nawalny im Rahmen eines möglichen Gefangenenaustauschs freigelassen werden könnte. Bisher existieren keine Beweise für diese Anschuldigung, doch das Umfeld des Putin-Gegners versprach bald darzulegen, wie und von wem Nawalny ermordet wurde.
Der 47-jährige Alexej Nawalny war plötzlich in seiner Strafkolonie "Polarwolf" in Sibirien gestorben. Forderungen auch aus dem Westen nach einer unabhängigen Untersuchung des Todes lehnte Russland als Einmischung in innere Angelegenheiten ab. Laut Urkunde soll er eines natürlichen Todes gestorben sei. Seine Mutter und sein Umfeld werfen dem Kreml Mord vor, was dieser zurückweist. Die Mutter hatte lange darum gekämpft, dass ihr die Leiche des Sohnes für eine Beerdigung übergeben werde. Dem Nawalny-Anhängern zufolge wollte das Regime eigentlich eine heimliche Beisetzung.
(Bericht von Andrew Osborn, geschrieben von Alexandra Falk. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)