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Außenseiterin Haley vor "Super Tuesday" mit Achtungserfolg gegen Trump

04.03.2024
um 10:12 Uhr

- von Gram Slattery

Washington (Reuters) - Nach reihenweise Niederlagen im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner hat Nikki Haley ihren ersten Sieg gegen Donald Trump erzielt.

Die 52-Jährige setzte sich bei der parteiinternen Vorwahl im Hauptstadtdistrikt Washington D.C. mit deutlichem Abstand gegen den Ex-Präsidenten durch. Erstmals gewann damit eine Frau eine Vorwahl der Republikaner. Für Haley ist das vor allem ein wichtiger symbolischer Erfolg. An Trumps eindeutigem Favoritenstatus ändert sich jedoch nichts. Er zieht mit einem klaren Umfragenvorsprung in den richtungsweisenden Wahlmarathon am Dienstag: Am "Super Tuesday" stimmen die Republikaner auf einen Schlag in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten darüber ab, wen sie bei der Präsidentenwahl im November als Herausforderer von Amtsinhaber Joe Biden aufstellen wollen.

Die ersten acht parteiinternen Abstimmungen der Republikaner hatte Trump klar für sich entschieden. In Washington drehte sich das Bild am Sonntag jedoch. Haley erhielt nach Berechungen des Datendienstleisters Edison Research knapp 63 Prozent der Stimmen, etwa 30 Prozentpunkte mehr als Trump. Anders als bei den bisherigen Vorwahlen profitierte die frühere UN-Botschafterin davon, dass die Hauptstadt alles andere als eine Trump-Hochburg ist. Der 77-Jährige punktet besonders in ländlichen Gegenden und bei Wählern, die über keine höhere Bildung verfügen. Washington D.C. ist dagegen zu 100 Prozent städtisch geprägt, und ein relativ hoher Anteil der Bewohner verfügt über einen Hochschulabschluss. In den Ministerien und Behörden arbeiten außerdem zahlreiche Bundesbedienstete. Trump hat angekündigt, im Falle seiner Rückkehr ins Weiße Haus Staatsdiener zu Tausenden zu entlassen und durch ihm loyal gesonnene Beamte zu ersetzen.

TRUMP: BIN DEM SUMPF ABSICHTLICH FERNGEBLIEBEN

Auch 2016 sah Trump bei den republikanischen Vorwahlen im District of Columbia kein Land. Damals erhielt er sogar weniger als 14 Prozent der Stimmen. Die Kandidatur sicherte er sich am Ende dennoch - und auch die Präsidentenwahl gewann er anschließend gegen Hillary Clinton, die die Demokraten nominiert hatten.

Entsprechend unbeeindruckt gab sich Trump somit auch diesmal. "Ich habe mich absichtlich von der D.C.-Abstimmung ferngehalten", schrieb er auf seiner Online-Plattform Truth Social. Die Stadt sei ein "Sumpf", in dem es nur sehr wenige Delegiertenstimmen zu holen gebe.

Tatsächlich sind mindestens 1215 Delegierte notwendig, um die Kandidatur zu sichern. Die Bundesstaaten entsenden diese Delegierten auf Basis der Vorwahl-Ergebnisse zum Parteitag im Sommer, auf dem offiziell der Kandidat für die Präsidentschaftswahl gekürt wird. Haleys Sieg in Washington sichert ihr gerade einmal 19 Delegiertenstimmen.

Beim anstehenden "Super Tuesday" geht es bei den Republikaner derweil an einem Tag um insgesamt gleich 874 Delegiertenstimmen. Haley müsste das Kunststück gelingen, weitere Achtungserfolge einzufahren. Ansonsten dürfte der Druck auf sie noch mehr steigen, vorzeitig aus dem Rennen auszusteigen - und so den Weg freizumachen für eine Neuauflage des Duells von 2020: Trump gegen Biden. Der Amtsinhaber, der Trump vor vier Jahren - damals noch als Herausforderer - bei der Präsidentenwahl besiegte, ist bei den Demokraten als Kandidat de facto gesetzt.

(Geschrieben von Christian Rüttger und Katharina Loesche mit Material von Gram Slattery, redigiert von Elke Ahlswede.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)