Frankfurt (Reuters) - Produkte gegen Akne von Marken wie Clearasil und Clinique stehen in den USA unter Verdacht, hohe Konzentrationen der krebserregenden Chemikalie Benzol zu erhalten.
In einer Petition des unabhängigen US-Labors Valisure an die US-Arzneimittelbehörde FDA hieß es, Benzol könnte sich sowohl in verschreibungspflichtigen als auch in rezeptfreien Benzoylperoxid-Produkten zur Akne-Behandlung in "inakzeptabel hohen Mengen" bilden. Valisure forderte die FDA auf, die Produkte zurückzurufen, eine Untersuchung einzuleiten und die Branchenrichtlinien zu überarbeiten.
Die Aktien des US-Kosmetikkonzerns Estee Lauder, zu dem Clinique gehört, fielen darauf am Mittwoch an der Börse um drei Prozent. Die Papiere des Clearasil-Herstellers Reckitt verloren zwei Prozent.
Der Wirkstoff Benzoylperoxid wirkt antibakteriell und kann zur Behandlung aller Formen von Akne eingesetzt werden. Laut Valisure ist Benzol auch in den Produkten Proactiv, PanOxyl, einer Akne-Seife von Walgreens sowie einer Aknecreme von Walmart nachgewiesen worden. Bei den Herstellern war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Die FDA hat noch nicht auf die Petition von Valisure reagiert.
Benzol wurde bereits in Produkten zum Sonnenschutz, Handdesinfektionsmitteln und Trockenshampoo gefunden, was zu Rückrufen von Artikeln etwa von Procter & Gamble und Johnson & Johnson führte. Nach Angaben von Valisure unterscheidet sich der Nachweis von Benzol in den Akneprodukten aber "wesentlich" von anderen Fällen. "Bei dem Benzol, das wir in Sonnenschutzmitteln und anderen Verbraucherprodukten fanden, handelte es sich um Verunreinigungen, die aus kontaminierten Inhaltsstoffen stammten. Das Benzol in Benzoylperoxidprodukten stammt jedoch aus dem Benzoylperoxid selbst", erklärte Valisure-Präsident David Light.
Die aktuellen Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass auf dem Markt befindliche BPO-Produkte erhebliche Mengen Benzol produzieren könnten, wenn sie bei Temperaturen über der Umgebungstemperatur, insbesondere über 37 Grad, gelagert werden. Die Tests von Valisure zeigten, dass einige Produkte mehr als das 800-fache des von der FDA bedingt eingeschränkten Konzentrationsgrenzwerts für Benzol bilden könnten. Hohe Benzolwerte seien nicht nur in den Akneprodukten gefunden worden, sondern auch in der Luft um die Produkte herum. Das deute darauf hin, dass Benzol aus einigen Verpackungen austreten und ein potenzielles Inhalationsrisiko darstellen könnte.
(Bericht von Deborah Sophia in Bangalore, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)