Frankfurt (Reuters) - Die Euro-Wächter der Europäischen Zentralbank (EZB) beraten am Vormittag in ihrer Zentrale in Frankfurt über die Zinsen.
Volkswirte rechnen damit, dass die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde trotz einer rückläufigen Inflation und einer schwächelnden Konjunktur die Schlüsselsätze erneut nicht verändern werden. Bereits im Oktober, im Dezember und auch im Januar hatten sie an den Zinsen nicht gerüttelt. Der Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der EZB erhalten, und der am Finanzmarkt der richtungsweisende Zins ist, würde damit auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent bleiben. Der Leitzins dürfte bei 4,50 Prozent belassen werden.
Es wird erwartet, dass die EZB ihren Zinsbeschluss am Nachmittag um 14.15 Uhr veröffentlicht. Danach um 14.45 Uhr will sich EZB-Präsidentin Lagarde auf einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten stellen.
Im Zentrum der Zinsberatungen werden Experten zufolge diesmal neue Inflations- und Konjunkturprognosen der EZB-Volkswirte stehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die neuen Vorhersagen auf eine geringere Inflation und auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum in diesem Jahr hinweisen als frühere Prognosen vom Dezember. Für Lagarde & Co könnte das ein Faktor sein, die Kommunikation an die Finanzmärkte leicht zu ändern und vorsichtige Hinweise auf einen möglichen Kurswechsel zu geben. Allerdings wird nicht damit gerechnet, dass die Euro-Wächter bereits klar auf erste Zinssenkungen hindeuten. Insider hatten angemerkt, dass der EZB wichtige Daten zu den Lohnabschlüssen aus den Euro-Ländern erst im Mai vorliegen werden. Ein Zinsschritt nach unten vor der Zinssitzung am 6. Juni sei daher eher unwahrscheinlich.
Am Finanzmarkt wird derzeit die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung auf der Juni-Sitzung mit rund 84 Prozent taxiert. Für das Treffen am 18. Juli wird die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt bereits bei 94 Prozent verortet.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)