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DIW-Institut - Nach Rezession 2023 schafft Deutschland 2024 nur Stagnation

07.03.2024
um 10:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Nach der Rezession 2023 wird die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des DIW Berlin in diesem Jahr nur stagnieren.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde somit auf der Stelle treten, teilte das Forschungsinstitut am Donnerstag mit. Nach einem weiteren Schrumpfen der Wirtschaftskraft im laufenden ersten Quartal gehe es zwar allmählich bergauf. "Die deutsche Wirtschaft kommt aber nicht so schnell in Fahrt wie erwartet." Deshalb dürfte im Gesamtjahr 2024 "nur ein Nullwachstum" zu Buche schlagen. Im kommenden Jahr soll die Konjunktur spürbar anziehen. "Insbesondere eine immer bessere Konsumlaune der privaten Haushalte, aber auch steigende Ausrüstungsinvestitionen werden wohl 2025 für einen BIP-Zuwachs um 1,2 Prozent sorgen."

Bisher hatten die Berliner für dieses Jahr 0,6 Prozent Wachstum veranschlagt und für 2025 ein Plus von 1,0 Prozent. Impulse für die Erholung kommen laut DIW künftig vom privaten Konsum. Die Kauflaune dürfte wieder steigen, auch weil Sparen mit den zu erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder unattraktiver werde. "Der private Konsum wird zum Haupttreiber des konjunkturellen Aufschwungs", sagte Timm Bönke, Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik am DIW Berlin. "Die Reallöhne steigen nachhaltig und die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre werden ausgeglichen."

INVESTITIONSSCHWÄCHE ALS WACHSTUMSBREMSE

Als Wachstumsbremse wirkt sich der Prognose zufolge zunächst die aktuelle Investitionsschwäche aus. Demnach dürften die Ausrüstungsinvestitionen zunächst sinken und auch die Bauausgaben schwächelten weiter. DIW-Präsident Marcel Fratzscher betonte allerdings: "Deutschland ist nicht der kranke Mann Europas." Aber die Ampel-Koalition müsse mehr tun, um auch die Unsicherheit bei Firmen und Verbrauchern zu verringern. Der Staat müsse mehr tun, damit Unternehmen durch bessere Rahmenbedingungen wieder mehr strukturelle Investitionen tätigen könnten und Menschen mit geringen und mittleren Einkommen entlastet würden. "Die Finanzpolitik ist zu restriktiv und muss deutlich mehr Investitionen tätigen." Ziel müsse sein, kurzfristig einen konjunkturellen Impuls zu geben und langfristig wichtige Unterstützung für die wirtschaftliche Transformation. "Die Obsession mit der Schuldenbremse ist zu einer der größten Zukunftsbremsen geworden", betonte Fratzscher.

Jüngst hatten bereits das Münchner Ifo und das IfW aus Kiel ihre Konjunkturprognosen für 2024 massiv gesenkt. Das Ifo rechnet nur mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent und das Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet sogar nur einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 0,1 Prozent.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)