Frankfurt (Reuters) - Bundesbank-Chef Joachim Nagel sieht die Eurozone auf Kurs zu einer Inflationsrate von zwei Prozent.
"Wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2025 unser Ziel von zwei Prozent Inflation erreichen werden", sagte Nagel im Podcast Table Today. Die Maßnahmen der Zinserhöhungen hätten Wirkung gezeigt, die Inflationsrate gehe deutlich zurück. Eine Abkehr von der straffen geldpolitischen Linie im Euroraum könnte womöglich schon vor der Sommerpause kommen, deutete Nagel an.
Die EZB hatte am Donnerstag trotz der abebbenden Inflation die Zinswende noch nicht eingeläutet. Zwar machten die Eurowächter gute Fortschritte in Richtung ihres angepeilten Idealwerts von von zwei Prozent, doch sie bräuchten noch mehr Wirtschaftsdaten - und diese kommen in den nächsten Monaten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lenkte den Blick daher auf Juni.
Unterdessen betrachtet der Bundesbank-Präsident die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dennoch mit Sorge. "Die Wachstumsraten sind insgesamt zu schwach", sagte Nagel. Er plädierte dafür, die Schuldenbremse zu flexibilisieren. "Sollte der Schuldenstand in Deutschland unter die 60-Prozent-Marke rutschen, könnten wir uns eine höhere Defizitquote vorstellen, die uns mehr Ausgabespielräume gibt." Den Investitionen müsse gegenüber konsumtiven Ausgaben mehr Gewicht gegeben werden, forderte der Ökonom.
(Bericht von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)