Reuters

EU will energetische Gebäudesanierung vorantreiben

12.03.2024
um 16:47 Uhr

Brüssel/Berlin (Reuters) - Die Europäische Union (EU) will die Gebäudesanierung für eine höhere Energieeffizienz und mehr Klimaschutz vorantreiben, verzichtet aber auf eine Sanierungspflicht für Wohnhäuser.

Das Europäische Parlament billigte am Dienstag die entsprechende Gebäudeeffizienz-Richtlinie, auf die sich Parlament, Kommission und Mitgliedstaaten im Dezember verständigt hatten. Danach müssen die 27 EU-Mitglieder die neuen Standards auf Nichtwohngebäude wie Büros oder Krankenhäuser anwenden und können EU-Gelder nutzen, um sie energieeffizienter zu machen. Allerdings müssen die Mitgliedstaaten in einer EU-Ratssitzung voraussichtlich im April noch zustimmen. Dann läuft die Frist von zwei Jahren zur Umsetzung in nationales Recht.

Bundesbauministerin Klara Geywitz äußerte sich zufrieden. "Wir haben verstanden. Klimaschutz braucht Akzeptanz", erklärte die SPD-Politikerin. "Wir haben den Sanierungszwang für Ein- und Mehrfamilienhäuser verhindert." Mit der Richtlinie gehe Europa gleichwohl den nächsten großen Schritt zu einem klimafreundlichen Gebäudesektor.

Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sprach von einem "guten Weg, um die ambitionierten Klimaziele der EU zu erreichen". Die Mitgliedstaaten könnten nun selbst entscheiden, wie sie Einsparziele etwa beim Kohlendioxid im Gebäudesektor erreichen wollten. Neben einer Sanierung könnten auch andere Werkzeuge zu den Einsparzielen beitragen: "Für den einzelnen Eigentümer oder Mieter kann sich dies milder auswirken."

Der GdW-Spitzenverband der Wohnungswirtschaft mahnte eine "sozialverträgliche Ausgestaltung der Gesetzgebung" in Deutschland an. Zu begrüßen sei, dass die Mindestenergieeffizienz-Anforderungen nicht auf Wohngebäude angewendet würden. Die generelle europäische Stoßrichtung in der Klimapolitik sei aber zu kritisieren. Europa gebe sehr hohe Energieeffizienzziele und einen sehr geringen Energie-Restverbrauch von Gebäuden vor, der erneuerbar gedeckt werden solle. "Der entscheidende und letztlich bezahlbare Hebel liegt in der klimaneutralen Versorgung der Gebäude mit erneuerbarer Energie, nicht in immer teureren Sanierungen mit immer geringerem Einspareffekt", erklärte der GdW.

Auf Gebäude entfallen rund 40 Prozent des Energieverbrauchs in der EU. Die meisten werden mit fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas beheizt.

(Bericht von von Inti Landauro und Kate Abnett in Brüssel und Holger Hansen in Berlin. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)