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Gewinnsprung bei den Sparkassen 2023 - Doch dieses Jahr Rückgang erwartet

12.03.2024
um 16:47 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die deutschen Sparkassen sehen sich nach einen Gewinnsprung im vergangenen Jahr auch für konjunkturell magere Zeiten gut gerüstet.

Dank hoher Zinsen verdienten die mehr als 350 Institute 2023 nach Steuern 2,1 Milliarden Euro - ein Anstieg von 52,6 Prozent im Vergleich zu 2022, wie der Deutsche Sparkassen und Giroverband (DSGV), zu dem auch sechs Landesbanken und die DekaBank gehören, am Dienstag mitteilte. "Wir sind für die Zukunft robust aufgestellt," sagte DSGV-Präsident Ulrich Reuter in Frankfurt. "Mit den Ergebnissen des vergangenen Jahres knüpfen die Sparkassen wieder an die Profitabilität früherer Zeiten an." Es bestehe aber kein Grund zur Euphorie. So sei beim Zinsergebnis wahrscheinlich der Gipfel erreicht und im laufenden Jahr bereits wieder ein Rückgang zu erwarten.

Der Gewinn im Gesamtjahr 2024 sei Mitte März nur schwer zu prognostizieren, sagte Reuter. Er werde jedenfalls geringer sein, denn 2023 sei ein außergewöhnliches Jahr gewesen. "Wir müssen das Risikomanagement wieder beleben und wieder verbessern, wieder auf den Stand bringen zu Normalzeiten." Das sei in den vergangenen Jahren so nicht nötig gewesen. Das gelte etwa mit Bezug auf notleidende Engagements. "Wir bereiten uns darauf vor und hoffen, dass wir vieles davon nicht brauchen."

Im operativen Geschäft bauten die Sparkassen 2023 ihr Betriebsergebnis vor Bewertung kräftig um 56,7 Prozent auf 18,2 Milliarden Euro aus. Der Zinsüberschuss erhöhte sich um 35 Prozent auf 28,4 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss nahm um 3,4 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro zu. Dahinter stehe unter anderem der Erfolg bei Girokonten und im Payment-Bereich, erklärte Reuter. "Immer mehr Menschen aus allen Altersklassen sind von den Dienstleistungen der Sparkassen überzeugt." 2023 seien netto rund 376.000 Girokonten im Vergleich zum Vorjahr hinzugewonnen worden. "Aus unserer Sicht ein hervorragendes Ergebnis in einem stark umkämpften Markt," fügte er hinzu. Besonders erfolgreich seien die Sparkassen bei jungen Menschen bis 30 Jahren. Die Institute investierten im vergangenen Jahr über 400 Millionen Euro in die digitale Neu- und Weiterentwicklung.

Die deutsche Wirtschaft stagniere derzeit, sagte Reuter. "Und da die Sparkassen Spiegelbild Deutschlands sind, geht diese Entwicklung auch an uns nicht vorbei." Die an Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige ausgegebenen Kredite hätten sich 2023 zwar um 2,1 Prozent auf 539 Milliarden Euro erhöht. Neue Kredite an Unternehmen und Selbstständige seien aber nur in Höhe von 76,8 Milliarden Euro zugesagt worden. Das seien 28 Prozent weniger als im Rekordjahr 2022. "Auch im laufenden Jahr rechnen wir nicht mit einer signifikanten Belebung des Unternehmenskreditgeschäfts", sagte Reuter.

KEIN BEDARF FÜR ZENTRALINSTITUT

Ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft stockten die Sparkassen im vergangenen Jahr angesichts der Konjunkturflaute auf 2,3 Milliarden Euro auf. Noch 2022 habe die Kreditrisikovorsorge lediglich bei 500 Millionen Euro gelegen. Zwar seien Unternehmenskunden in aller Regel gut kapitalisiert und sehr widerstandsfähig, erklärte Reuter. Allerdings würden Probleme im Handel und in der Bauindustrie sichtbar. Die Sparkassen rechneten aber nicht mit einer größeren Insolvenzwelle bei ihren Firmenkunden. Die Aussichten zur Schaffung eines Zentralinstituts sieht Reuter skeptisch. "Außer in Pressekonferenzen wurde ich noch nie darauf angesprochen", merkte er an. Daraus lasse sich schließen, wie groß das Interesse im Markt an dem Thema sei.

(Bericht von Frank Siebelt,; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)