Moskau/Kiew (Reuters) - Die Ukraine hat den zweiten Tag in Folge mit einem großangelegten Drohnenangriff Ziele in Russland attackiert und abermals Ölraffinerien ins Visier genommen.
Eine ganze Welle der Drohnen wurde in der Nacht zu Mittwoch vom russischen Militär allerdings abgefangen. Dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge waren es insgesamt 58. Betroffen waren vor allem die Grenzregionen Woronesch, Kursk und Belgorod, aber auch eine Ölraffinerie in der um Sankt Petersburg gelegenen Region Leningrad an der Ostsee im Norden. Zudem wurde in der Oblast Rjasan, die südlich von Moskau liegt, eine Ölraffinerie angegriffen. "In der Folge ist ein Feuer ausgebrochen", erklärte der dortige Gouverneur Pawel Malkow auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Bereits am Dienstag hatten die ukrainischen Streitkräfte Dutzende Drohnen und Raketen auf Ziele in Russland abgefeuert - wenige Tage vor der russischen Präsidentenwahl vom 15. bis 17. März.
Mehr als 30 Drohnen seien allein über der Oblast Woronesch abgefangen und zerstört worden, teilte der dortige Gouverneur Alexander Gussew auf Telegram mit. Es habe geringe Schäden an Gebäuden durch herabfallende Trümmer gegeben, die Gefahr eines Angriffes bleibe aber bestehen.
In Belgorod beschädigten herabfallende Trümmer abgeschossener Drohnen den Behörden zufolge eine Gasversorgungsleitung und führten zu Stromausfällen in einigen Dörfern. "Niemand wurde verletzt", erklärte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram. Vier Drohnen seien zerstört worden, in der Stadt Gubkin seien einige Häuser beschädigt worden. Auch die Stadt Schebekino sei angegriffen worden. Ein Mann sei verletzt worden, die Stromleitungen in der Stadt und in umliegenden Dörfern seien beschädigt worden.
Über der Oblast Kursk, die nördlich von Belgorod und ebenfalls an der Grenze liegt, seien mindestens vier ukrainische Drohnen abgefangen worden, teilte Gouverneur Roman Starowoit auf Telegram mit. Über mögliche Schäden oder Opfer machte er keine Angaben. In Belgorod griffen die ukrainischen Streitkräfte zudem das Gebäude des Inlandsgeheimdienstes FSB mit einer Drohne an. Es gebe keine Verletzten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die örtlichen Behörden. Allerdings sei das Gebäude beschädigt worden.
Eine Drohne sei auch beim Anflug auf eine Ölraffinerie in der weit im Norden gelegenen Region Leningrad abgeschossen worden, teilte der dortige Gouverneur Alexander Drosdenko auf Telegram mit. Es gebe keine Auswirkungen auf die Arbeit der Raffinerie. Dagegen geriet die Ölraffinerie in Rjasan infolge des Drohnen-Angriffs in Brand, bei dem Gouverneur Malkow zufolge mehrere Menschen verletzt wurden.
Der russische Präsident Wladimir Putin warf in einem Interview der Ukraine vor, mit den jüngsten Angriffen die Präsidentenwahl stören zu wollen. "Das Hauptziel, daran habe ich keinen Zweifel, besteht darin, wenn nicht die Präsidentenwahl in Russland, so doch zumindest den normalen Prozess der Willensäußerung der Bürger in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen", sagte Putin in einem Interview der Nachrichtenagentur RIA und des Fernsehsenders Rossija-1. Es wird erwartet, dass Putin wiedergewählt wird.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner nächtlichen Videoansprache, es werde eine Reaktion auf den russischen Angriff am Dienstag auf Krywyj Rih geben, bei dem vier Menschen getötet und mindestens 50 Menschen verletzt wurden. "Wir werden dem russischen Staat als Reaktion darauf Verluste zufügen ? völlig zu Recht", sagte er. "Im Kreml sollten sie sich daran gewöhnen, dass der Terror für sie nicht ungestraft bleibt."
(Reuters-Bericht, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)