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Zinsfantasien treiben Dax erstmals über 18.000 Punkte

13.03.2024
um 11:52 Uhr

- von Anika Ross

Frankfurt (Reuters) - An der Frankfurter Börse knallen wieder einmal die Sektkorken: Der Dax hat am Mittwoch erstmals in seiner Geschichte die Marke von 18.000 Punkten übersprungen.

Für Euphorie an den Börsen sorgten die Hoffnung auf fallende Zinsen dies- und jenseits des Atlantiks und sprudelnde Firmengewinne. Strategen sehen weiter Luft nach oben, sollte sich der Dax über der Rekordmarke etablieren. Angesichts des hohen Tempos der Rally und der unsicheren Zinsaussichten mahnten einige Marktteilnehmer aber auch zur Vorsicht.

Nach seinem Rekordlauf der vergangenen Wochen sprang der deutsche Leitindex am Mittwoch in der Spitze um 0,2 Prozent auf ein Allzeithoch von 18.001,42 Zählern. Anschließend bröckelte er auf 17.960 Punkte ab. "Dennoch ist der nächste Schritt auf dem Weg in höhere Kursregionen gemacht", sagte Christian Henke von IG Market. Viele Investoren treibe schlicht die Angst an, die Rally zu verpassen. Der EuroStoxx50 legte 0,5 Prozent auf ein 23-Jahres-Hoch von 5009 Punkten zu.

"Es scheint, als könne den Markt nichts mehr aufhalten, auch nicht eine in den USA wieder leicht anziehende Inflation, die eine erste Zinssenkung weiter nach hinten schieben könnte", sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Seit Jahresbeginn hat der Dax mehr als sieben Prozent gewonnen. Die Risikolust der Anleger zeigte sich auch im Rekordlauf beim Bitcoin: die umsatzstärkste Kryptowährung kletterte um bis zu 3,7 Prozent auf 73.678 Dollar und war damit so teuer wie nie.

ANLEGER SETZEN AUF ZINSSENKUNGEN - WARNLAMPEN SIND AN

Die Anleger fokussierten sich scheinbar mehr auf die übergeordnete Aussicht auf Zinssenkungen in den USA, das Tempo sei dabei wohl nicht gänzlich ausschlaggebend, sagte CMC-Marktanalyst Jochen Stanzl. Nach den jüngsten US-Verbraucherpreisdaten wird der Juni als Startmonat für die Fed an den Terminmärkten mit einer etwas geringeren Wahrscheinlichkeit als zuvor eingepreist. Eine rückläufige Inflation im Euroraum lässt hingegen einige Anleger von Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits im April träumen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Zinssitzung am vergangenen Donnerstag allerdings signalisiert, dass die Währungshüter wahrscheinlich eher im Juni die Schlüsselsätze nach unten setzen werden.

Grundsätzlich scheine mittlerweile eine gewisse Irrationalität an den Märkten zu herrschen, sagte Eugen Keller, leitender Renten- und Devisenanalyst vom Bankhaus Metzler. "Auch die Tatsache, dass sich die geopolititische Lage mehr und mehr zuspitzt, scheint an den Märkten, in Anbetracht eines Hypes um das Thema Künstliche Intelligenz, der keine Grenzen kennt, niemand mehr zu interessieren." Aus charttechnischer Sicht blieben die Warnleuchten trotz der positiven Stimmung an, warnte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Der Dax ist unverändert überkauft."

STARKE BILANZEN LOCKEN ANLEGER AN

Zur guten Stimmung trugen am Mittwoch auch starke Firmenbilanzen bei. Aktien des Energiekonzerns E.ON hoben um bis zu 6,9 Prozent auf 12,63 Euro ab und markierten den höchsten Stand seit knapp sechs Wochen. Der europäische Energiesektor-Index gewann im Zuge dessen 1,4 Prozent. Der Mittelwert der von E.ON gesetzten Prognosespanne für das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) liege über den allgemeinen Markterwartungen, schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies.

Ebenfalls auf Höhenflug gingen ZalandoAktien. Der Online-Händler habe die Erwartungen mit seinen Zahlen für 2023 und seinem Ausblick auf das laufende Jahr erfüllt, erklärten die Analysten von Baader. Die mittelfristigen Aussichten bis 2028 seien ermutigend. Die Aktien stiegen um 18,5 Prozent auf 22,69 Euro und damit fast auf ein Drei-Monats-Hoch. Mehr als fünf Prozent nach oben ging es für Titel des spanischen Zara-Mutterkonzerns Inditex, der mit einem Umsatzanstieg glänzte.

(Bericht von Anika Ross. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)