Reuters

Verband - Hunderte Flüge fallen aus wegen Airport-Streiks

13.03.2024
um 14:37 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der erneute Streik im Tarifkonflikt des Luftsicherheitspersonals am Donnerstag trifft nach Schätzung des Flughafenverbandes ADV rund 90.000 Fluggäste.

Wegen des ganztägigen Arbeitskampfs an fünf Flughäfen fielen mehr als 580 Flüge aus, teilt der ADV am Mittwoch mit. Reisende müssen umdisponieren. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel warf der Gewerkschaft Verdi vor, jedes Maß verloren zu haben und dem Wirtschaftsstandort Deutschland zu schaden. "Flughäfen gehören zur kritischen Infrastruktur und müssen vor Streikeskalationen geschützt werden", forderte Beisel. Mindestwarnzeiten und verbindliche Schlichtungsverfahren müssten gesetzlich geregelt werden. Solche Forderungen lehne Verdi "rundweg" ab, erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft.

Die Airports - dieses Mal sind die Flughäfen Berlin, Hamburg, Stuttgart, Köln/Bonn und Karlsruhe/Baden-Baden betroffen - sind selbst nicht die Tarifpartner. Die Arbeitgeber des privaten Sicherheitspersonal werden vom Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) vertreten. In fünf Runden gelang keine Einigung über mehr Geld für die rund 25.000 Beschäftigten. Am 20. März soll weiter verhandelt werden.

Die Zahl der Streiks in der Luftfahrt sei in diesem Jahr besonders hoch, erklärte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Aktuell gebe es 16 Streikwellen in einem halben Dutzend Tarifbereichen. In den ersten beiden Monaten des Jahres seien deshalb schon gut 2000 Flüge ausgefallen. Das Gros entfällt auf die Lufthansa, wo Bodenpersonal und Flugbegleiter der Lufthansa sowie Piloten der Tochter-Airline Discover die Arbeit niederlegten. Verdi und Lufthansa verhandeln am Mittwoch und Donnerstag über den Tarifvertrag für die rund 25.000 Beschäftigten am Boden weiter.

Auch der BDL fordert für kritische Verkehrsinfrastruktur eine Pflicht zu einer Schlichtung, ehe die Gewerkschaften mit Streiks für ihre Forderungen Druck machen können. Eine solche "Zwangsschlichtung" sei ein Angriff auf die im Grundgesetz geschützte Koalitionsfreiheit, aus der sich das Streikrecht ableite, erklärte ein Verdi-Sprecher. "Hier einzugreifen, würde aus Tarifverhandlungen eine kollektive Bettelei machen - die Durchsetzungsmacht der Arbeitnehmer wäre eingeschränkt, und die Unternehmen müssten uns nicht mehr entgegenkommen", ergänzte er.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)