Reuters

Chinas Wirtschaft startet mit mehr Schwung ins Jahr

18.03.2024
um 12:17 Uhr

Peking (Reuters) - Chinas Wirtschaft kommt zu Jahresbeginn besser in Schwung als gedacht.

Die Industrieproduktion legte im Zeitraum Januar und Februar im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 7,0 Prozent zu, wie das Nationale Statistikamt (NBS) am Montag mitteilte. Der Zuwachs beschleunigte sich damit von 6,8 Prozent im Dezember. Von Reuters befragte Experten hatten nur ein Plus von 5,0 Prozent erwartet. Die Einzelhandelsumsätze stiegen in den ersten beiden Monaten des Jahres um 5,5 Prozent und damit langsamer als im Dezember, als sie um 7,4 Prozent zulegten. Ökonomen hatten allerdings nur ein Plus von 5,2 Prozent auf dem Zettel.

Die Daten könnten darauf hindeuten, dass die jüngsten Maßnahmen zur Stützung der schleppenden Konjunkturerholung erste Früchte tragen. Das NBS veröffentlicht die Daten zur Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen für Januar und Februar aus statistischen Gründen jeweils über die beiden Monate hinweg. Damit sollen Verzerrungen ausgeglichen werden, die durch das über die Jahre auf unterschiedliche Termine fallende chinesische Neujahrsfest entstehen. Es gilt als wichtigster chinesischer Feiertag, dessen genauer Zeitpunkt sich nach dem Mondkalender richtet. Für viele Chinesen ist es häufig die einzige Chance im ganzen Jahr, ihre Familien zu besuchen. Die achttägigen Neujahrsfeierlichkeiten im Februar bescherten der Volksrepublik einen kräftigen Reiseverkehr, der die Kassen im Tourismus- und Gastgewerbe klingeln ließ.

Dies sei aber ein vorübergehender Effekt, meint Ökonomin Louise Loo vom Forschungsinstitut Oxford Economics: "Da es in diesem Jahr keine entscheidenden konsumbezogenen Impulse gibt, meinen wir, dass es schwierig sein wird, das Tempo bei den Verbraucherausgaben hochzuhalten", fügte die Expertin hinzu.

Die Volksrepublik hat seit dem Ende ihrer strikten Corona-Maßnahmen Ende 2022 Probleme, die Konjunktur wieder in Schwung zu bringen. Sie übertraf zwar 2023 das offizielle Wachstumsziel von rund fünf Prozent mit einem erreichten Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5,2 Prozent. Doch die Krise der heimischen Immobilienbranche lastet schwer auf der Wirtschaft, die auch dieses Jahr nach dem Planziel der kommunistischen Führung um rund fünf Prozent wachsen soll. Doch auch eine hohe Verschuldung von Regionalregierungen wirkt als Bremsklotz.

Ministerpräsident Li Qiang versprach jüngst auf der jährlichen Parlamentssitzung, das Wachstumsmodell der Volksrepublik umzugestalten und Risiken im Immobiliensektor und bei der Verschuldung der Kommunalverwaltungen zu entschärfen. Zentralbankchef Pan Gongsheng sieht überdies noch Möglichkeiten zur Stützung der Wirtschaft. Er sagte Anfang des Monats, dass noch Spielraum für eine Senkung des Mindestreservesatzes (RRR) der Banken bestehe. Dieser war bereits Anfang Februar um einen halben Prozentpunkt herabgesetzt worden. Je geringer der RRR ist, desto mehr Luft haben die Banken zur Vergabe von Krediten. Mit der Senkung wurde rund eine Billion Yuan (umgerechnet rund 128 Milliarden Euro) an Liquidität für das Finanzsystem freigesetzt.

(Bericht von Ellen Zhang und Joe Cash, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)