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Zeitschriften im schwierigen Umbau - weniger Print und mehr Digitales

19.03.2024
um 15:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutschen Zeitschriftenverlage wollen mit mehr Digitalgeschäft Umsatzeinbußen bei Werbung und Vertrieb in der klassischen Print-Sparte abfedern.

Für 2024 erwartet die Branche wie zuletzt unterm Strich eher stagnierende Erlöse, wie am Dienstag aus einer Umfrage des Medienverbands der freien Presse (MVFP) hervorgeht. Umsatzzuwächse bei Bezahl-Inhalten (Paid Content plus acht Prozent), im digitalen Werbegeschäft (plus fünf), im Digital-Vertrieb (plus neun Prozent) sowie bei Veranstaltungen (plus elf Prozent) stehen demnach erwarteten Rückgängen im Print-Werbegeschäft von minus fünf Prozent und minus vier Prozent im Print-Vertrieb gegenüber.

Die freie Presse müsse Hunderte von Millionen Euro in den digitalen Umbau der Medienwelt investieren, sagte der MVFP-Vorstandsvorsitzende und Burda-Manager Philipp Welte. "Dieser Transformationsprozess verlangt von jedem einzelnen Verlag, unabhängig von Größe oder Gattung, enorme Kraftanstrengungen." Welte forderte die Politik auf, der Branche nach dem Scheitern einer Zustellförderung in Millionenhöhe unter die Arme zu greifen. "Es ist an der Zeit." Die Bundesregierung sollte die Mehrwertsteuer für Zeitschriften und Zeitungen weiter senken. Dies sei diskriminierungsfrei, unbürokratisch und ohne Genehmigung durch die EU machbar.

Im vorigen Jahr stiegen die Copypreise aller Publikumszeitschriften im Schnitt um gut elf Prozent auf 5,66 Euro. Fast neun von zehn Verlagshäusern nutzen Preiserhöhungen, um auf den wirtschaftlichen Druck zu reagieren. 77 Prozent digitalisieren weiter, 70 Prozent setzen Künstliche Intelligenz (KI) ein und 28 Prozent stellen Titel ein. Rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaften die Publikumsverlage in digitalen und nicht klassischen Geschäftsfeldern. Bei Fachverlagen sind dies etwa 60 Prozent. Die Branche mit 56.500 Beschäftigten produziert dem MVFP zufolge 6909 Zeitschriften und verkauft rund eine Milliarde Publikumstitel pro Jahr - im Schnitt 24 Magazine pro Haushalt.

EXTRA-GESCHÄFTE BELEBEN DEN UMSATZ - PRINT IM RÜCKWÄRTSGANG

Im Geschäftsjahr 2023 stagnierte der Gesamtumsatz der Zeitschriftenverlage samt nicht publizistischer Sparten bei 19,3 Milliarden Euro über alle Gattungen ? Publikumspresse, Fachpresse und sogenannte konfessionelle Presse. Es gab bei Publikumstiteln Rückgänge beim Print-Anzeigenmarkt von neun Prozent und im Print-Vertrieb von vier Prozent. Die Erlösrückgänge und massiven Kostenanstiege konnte das Umsatzplus beim digitalen Werbegeschäft, im Digitalvertrieb und bei Bezahlinhalten aber nicht ausgleichen. Die Fachpresse hingegen machte drei Prozent mehr Umsatz und profitierte vom anziehenden Geschäft mit Veranstaltungen und Digitalumsätzen.

Die Pressehäuser bauen sich zusätzliche Standbeine auf und haben - etwa bei Konferenzen, Bildung, Software sowie Services, Job- und Transaktionsplattformen - im Jahr 2023 ihren Umsatz um gut vier Prozent gesteigert. Bei vielen Verlagen und Zeitungen sinken die Vertriebszahlen. Die Medienhäuser versuchen das Geschäft von Print auf Digital umzustellen, ohne die ältere Leserschaft und Abonnenten zu verlieren.

Die Verlage setzen auch zunehmend KI ein. Um Texte für digitale Angebote zu bearbeiten, nutzen rund 44 Prozent KI-Anwendungen und 42 Prozent planen dies. Für Print-Angebote liegen die Werte bei 30 und 37 Prozent. Künstliche Intelligenz kommt auch bei der Illustrierung zum Einsatz.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)