Reuters

Blatt - Japans Notenbank erwägt nach Zinswende Erhöhung im Juli oder Oktober

21.03.2024
um 07:57 Uhr

Bangalore (Reuters) - Japans Zentralbank erwägt nach der jüngst erfolgten Zinswende laut einem Medienbericht eine weitere Erhöhung im Juli oder Oktober.

"Weitere Anhebungen sind natürlich auf dem Tisch", zitierte die Zeitung "Nikkei" am Mittwoch einen Insider aus der Notenbank. Für den Oktober-Termin spreche, dass die Bank of Japan (BoJ) damit rund ein halbes Jahr Zeit habe, die Effekte ihres jüngsten Richtungswechsels auszuwerten. Doch gibt es laut der Zeitung auch Stimmen in der Tokioter Zentralbank, die sich eine Anhebung im Juli vorstellen können. Dafür spreche, dass ein schwacher Yen den Preis für Importe hochtreiben und damit für mehr Inflation sorgen könne, was die BoJ zum Handeln zwingen dürfte. Eine frühe Zinserhöhung eröffne überdies Spielraum, noch vor Jahresende eine weitere Anhebung in Betracht zu ziehen.

Die BoJ erhöhte am Dienstag erstmals seit 17 Jahren den Leitzins. Sie gab damit zugleich ihre seit 2016 gefahrene Linie auf, eine Art Strafgebühr von 0,1 Prozent auf Überschussreserven zu erheben, die Banken bei ihr parken. Sie legte den Tagesgeldsatz als neuen Leitzins fest, der in einer Spanne von 0 bis 0,1 Prozent gehalten werden soll. Notenbankchef Kazuo Ueda sprach von einer Rückkehr zu einer "normalen Geldpolitik", die wie bei anderen Zentralbanken auf kurzfristige Zinssätze abziele.

Die Notenbank hatte ein kräftiges Lohnwachstum zur Bedingung für eine geordnete Abkehr von der jahrelangen ultra-lockeren Geldpolitik gemacht. Die Tarifverhandlungen in den Großbetrieben endeten mit einer Lohnerhöhung von 5,28 Prozent. Das ist der größte Schluck aus der Lohnpulle seit Anfang der 90er Jahre. Notenbankchef Ueda machte deutlich, dass die BoJ den weiteren Zinspfad an den Inflationsaussichten ausrichten wird.

Im Gegensatz zu anderen führenden Industrienationen kämpft Japan nicht mit einem zu starken Preisauftrieb. Vielmehr steckte das Fernostland in einer langen Phase der Deflation - eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Löhnen, die die Wirtschaft ausbremste. Mittlerweile liegt die Teuerungsrate allerdings seit über einem Jahr über der Zielmarke der BoJ von zwei Prozent.

(Bericht von Roushni Nair, geschrieben von Reinhard Becker; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)