Reuters

Wirtschaft der Euro-Zone kann auf Frühjahresbelebung hoffen

21.03.2024
um 12:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft in der Euro-Zone hat trotz der anhaltenden Schwäche in Deutschland wieder Wachstum vor Augen.

Der Einkaufsmanagerindex stieg im März um 0,7 Zähler auf 49,9 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Donnerstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit neun Monaten. Das Barometer blieb damit nur noch hauchdünn unter der Wachstumsschwelle von 50. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 49,7 Zähler gerechnet.

"Seit Herbst 2022 ist die Wirtschaft im Euroraum nicht mehr gewachsen, und auch im ersten Quartal 2024 dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt bestenfalls stagnieren", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Das liegt vor allem an der Industrie. Hier gab das Barometer von 46,5 auf 45,7 Punkte nach. Das wiederum ist vor allem auf die anhaltende Schwäche der exportabhängigen deutschen Industrie zurückzuführen. Hier fiel das Barometer sogar um 0,9 auf 41,6 Zähler, den tiefsten Stand seit fünf Monaten. "Während sich weltweit eine Wende im verarbeitenden Gewerbe abzeichnet, gibt es in Deutschland so gut wie keine Anzeichen einer Belebung", sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB). Die Auftragseingänge hätten ihren Schrumpfungskurs nahezu unvermindert fortgesetzt, während sich der Beschäftigungsabbau sogar noch beschleunigt habe.

"ERHOLUNG DÜRFTE VERHALTEN AUSFALLEN"

Besser sieht es für die Dienstleister in der Euro-Zone aus. Hier stieg der Einkaufsmanagerindex um 0,9 auf 51,1 Punkte. Das mache Hoffnung, dass die Wirtschaft im Frühjahr wieder in die Wachstumsspur zurückfinde: "Doch die Erholung dürfte zunächst sehr verhalten ausfallen", sagte Commerzbank-Experte Weil.

Die Wirtschaft im Euroraum ist vor dem Jahreswechsel einer Rezession nur knapp entgangen. Sie wird sich laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf kurze Sicht auch weiter nur verhalten entwickeln. Die Konjunktur bleibe schwach, auch weil sich Konsumenten mit ihren Ausgaben zurückhielten. Doch dürfte sich im Laufe des Jahres eine schrittweise Erholung einstellen. Gebremst wird die Wirtschaft auch durch die Hochzinspolitik der Europäischen Zentralbank, mit der die Inflation gezügelt werden soll. Zuletzt mehrten sich jedoch die Signale, dass die Währungshüter angesichts des abflauenden Preisauftriebs im Juni über eine Zinssenkung beraten könnten.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)