Berlin (Reuters) - Das Transportvolumen auf den deutschen Wasserstraßen ist im vergangenen Jahr angesichts der schwachen Konjunktur und der Baukrise auf ein Rekordtief gesunken.
Insgesamt wurden auf den Binnengewässern 172 Millionen Tonnen Güter transportiert, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das sind 5,9 Prozent weniger als 2022 mit rund 182 Millionen Tonnen. "Vor dem Hintergrund einer schwachen Konjunktur wurde damit der historisch niedrige Vorjahreswert nochmals unterschritten und der niedrigste Wert seit der deutschen Vereinigung 1990 erreicht", so die Statistiker. Im Vergleich zu 1990 sei der Gütertransport um 25,9 Prozent geschrumpft.
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt nannte auch langanhaltende Niedrigwasserphasen wie die von 2022 als Grund für den Rückgang. "In extremen Niedrigwasserjahren kann es zu einer Verlagerung von Gütern auf andere Verkehrsträger wie Güterbahn und Lkw kommen, die dann infolge längerfristiger Verträge vorerst nicht auf die Wasserstraßen zurückkehren", hieß es. Da die Binnenschifffahrt ein wichtiger Transporteur von Baustoffen sei, wirke sich auch die Baukrise negativ aus.
BAUKONJUNKTUR SPIELT EINE ROLLE
Eine Prognose für das laufende Jahr wollte der Verband nicht wagen. "Ob sich die Transportmengen wieder besser entwickeln, hängt von zahlreichen Faktoren wie der gesamtwirtschaftlichen Lage, den Wasserständen an den Flüssen und einer möglichen Erholung der Baubranche ab", hieß es dazu. Mittelfristig gebe es Potenziale für mehr Containertransporte, ebenso für besonders große und schwere Güter - etwa Komponenten für Windparks.
Während die meisten Gütergruppen spürbare Rückgänge verzeichneten, nahmen die Transporte flüssiger Mineralölerzeugnisse gegen den Trend um 3,1 Prozent zu. Einen sehr deutlichen Einbruch gab es dagegen bei den Kohletransporten mit minus 27,9 Prozent, die im Jahr 2022 noch vom verstärkten Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung infolge der Energiekrise profitiert hatten.
Die Beförderungsmenge im rein innerdeutschen Verkehr nahm um 4,8 Prozent auf 42,5 Millionen Tonnen ab. Der grenzüberschreitende Verkehr ging noch stärker zurück, und zwar um 7,3 Prozent auf 119,2 Millionen Tonnen. Während der Versand in das Ausland (42,0 Millionen Tonnen) einen Rückgang von 4,0 Prozent verzeichnete, ging der Empfang aus dem Ausland (77,3 Millionen Tonnen) mit 9,0 Prozent überdurchschnittlich stark zurück. "Dies ist unter anderem auf Rückgänge im Seehafenhinterlandverkehr, das heißt die Beförderung von Gütern zu und von den Seehäfen, zurückzuführen", erklärten die Statistiker. Der mengenmäßig weniger bedeutsame Transitverkehr legte im vergangenen Jahr mit einem Transportaufkommen von 10,0 Millionen Tonnen um 8,5 Prozent zu.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian. Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)