Reuters

Top-Ökonomen loben Bahn-Tarifkompromiss zur Arbeitszeit - "Das ist die Zukunft"

26.03.2024
um 10:27 Uhr

Berlin (Reuters) - Top-Ökonomen loben den ausgehandelten Kompromiss im langwierigen Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL.

"Das wichtigste Ergebnis an dieser Einigung ist, dass die Arbeitszeit flexibel ist: die Beschäftigten können zwischen 35 und 40 Stunden arbeiten", sagte der Top-Ökonom am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Wer mehr Stunden arbeite, erhalte auch mehr Geld. "Das ist für den Umgang mit der Fachkräfteknappheit besser als eine zwangsweise Senkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden für alle", sagte Fuest.

Ähnlich schätzt das der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber ein. "Der richtige Weg: Beschäftigte können weniger arbeiten, ohne dass die berufliche Entwicklung leidet", sagte der Leiter des Forschungsbereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen" am Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB). Sie könnten aber auch mehr arbeiten, je nach eigenem Wunsch in der aktuellen Lebensphase. Die individuellen Modelle würden im Betrieb unter einen Hut gebracht. "Selbstbestimmung bei Länge und Planung der Arbeitszeit, und gemeinschaftlich abstimmen ? das ist die Zukunft", betonte Weber. Er halte das Ergebnis für einen guten Kompromiss.

Die Deutsche Bahn ist der Lokführergewerkschaft GDL bei der Tarifeinigung im Kernstreitpunkt Arbeitszeit entgegenkommen. Es gebe ein Wahlmodell zur Wochenarbeitszeit für das Schichtpersonal, teilte der Staatskonzern am Dienstag mit. "Die Auseinandersetzung war hart, aber wir konnten uns nun auf einen intelligenten Kompromiss einigen", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. "Kernelement ist ein innovatives Optionsmodell, mit dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden." Der Korridor gehe bis 2029 von 35 bis 40 Stunden. "Dabei gilt das Leistungsprinzip: Wer mehr arbeitet, verdient entsprechend mehr", erklärte Seiler.

(Bericht von Christian Krämer und Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)