Berlin (Reuters) - Bertelsmann hat im vergangenen Jahr wegen des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds leichte Rückgänge beim Umsatz und beim operativen Gewinn verzeichnet.
Die Erlöse sanken um 0,4 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro und blieben damit fast auf dem Rekordniveau von 2022, wie der Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern aus Gütersloh am Dienstag mitteilte. Das operative Ergebnis fiel minimal auf 3,1 von 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Für 2024 setzt das Unternehmen auf Rückenwind durch eine anziehende Konjunktur. "Wir haben einen guten Jahresstart hingelegt", sagte Konzernchef Thomas Rabe der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn ich mir Januar, Februar und März anschaue, sieht das ordentlich aus."
Trotz der anhaltenden Wachstumsschwäche in Deutschland dürften sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bessern. "Die Inflation sinkt und die Kaufkraft steigt wieder - auch in Deutschland", sagte Rabe im Interview. "Zudem ist die Stärke des US-Marktes, der für uns eine große Rolle spielt, ungebrochen." Bertelsmann sei breit aufgestellt - regional und nach Geschäftsbereichen. Dies helfe dem Konzern. "Der US-Markt ist inzwischen unser zweitgrößter Markt und wird den deutschen Markt als wichtigsten Einzelmarkt in den nächsten Jahren überholen."
Für das laufende Geschäftsjahr 2024 rechnet der Konzern mit einem moderaten Anstieg bei Umsatz und Ergebnis - zumindest in den fortgeführten Geschäften. Wegen des Verkaufs des Callcenter-Betreibers Majorel "sowie der geplanten Verkäufe von RTL Nederland und der DDV Mediengruppe erwarten wir im Ausweis einen starken Umsatz- und Ergebnisrückgang", erläuterte Finanzchef Rolf Hellermann. Deshalb kappte der Konzern auch die Ziele für die Zukunft und erwartet beim Umsatz 2026 nur noch rund 21 (bisher: 24) Milliarden Euro und beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) etwa 3,4 (bisher: vier) Milliarden Euro.
FOKUS AUF MEHR GESCHÄFT IN USA, BRASILIEN, INDIEN UND MEXIKO
Unter dem Strich stieg das Konzernergebnis 2023 auf 1,3 (VJ: 1,1) Milliarden Euro. Dazu trug vor allem der Gewinn aus dem Verkauf der Majorel-Anteile bei, wie es hieß. Rabe sprach von einem guten Geschäftsjahr. "Umsatzzuwächsen vor allem in unseren Buchverlags-, Musik- und Bildungsgeschäften standen insbesondere rückläufige TV-Werbeerlöse gegenüber." Wegen der schwachen TV-Werbemärkte vor allem in Deutschland büßte die Bertelsmann-Tochter RTL Group im vorigen Jahr bei Umsatz und Gewinn ein. Aber auch hier erwartet Rabe wegen einer Erholung im Werbegeschäft Besserung. Der 58-jährige Rabe ist seit 2012 Chef von Bertelsmann und seit 2019 auch RTL-Chef. Er hat vor kurzem überraschend früh seinen Abschied für Ende 2026 angekündigt, sieht sich aber nicht als "Lame Duck".
Bis dahin habe er noch viel vor, sagte Rabe. Die Strategie von Bertelsmann bestehe zwar nicht primär aus großen Übernahme-Projekten, sondern daraus, bestehende Geschäfte auszubauen - "durchaus auch durch Zukäufe, aber eher im kleinen und mittleren Bereich". Wenn Bertelsmann jetzt in einem neuen Geschäft Fuß fassen wolle, etwa in der digitalen Gesundheit, werde man sicher auch größere Übernahmen stemmen müssen. "Das wird aber kein Zukauf im Milliardenbereich sein, sondern auch das wird ein mittelgroßer Zukauf sein." Man wolle die Geschäfte etwa in den USA, Brasilien, Indien und Mexiko ausweiten.
(Bericht von Klaus Lauer, Chiara Holzhäuser und Paolo Laudani, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)