Berlin (Reuters) - Die Preiserwartungen der Unternehmen in Deutschland sind im März auf den tiefsten Stand seit drei Jahren gesunken.
Das Barometer fiel auf 14,3 Punkte, von 15,0 im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. "Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und dürfte im Sommer unter die Zwei-Prozent-Marke sinken", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Aus deutscher Sicht spricht nichts gegen eine baldige Zinssenkung durch die EZB."
Vor allem in den konsumnahen Branchen planen weniger Unternehmen, ihre Preise anzuheben. Rückgänge bei den Preiserwartungen gab es etwa im Einzelhandel und in der Gastronomie, leichte Anstiege dagegen bei den Hotels und den Reiseveranstaltern. Im Bauhauptgewerbe gingen die Preiserwartungen zurück auf minus 10,6 Punkte, nach minus 6,2 im Februar. "Demnach wollen die Unternehmen mehrheitlich sogar ihre Preise senken", so die Ifo-Forscher. Im Verarbeitenden Gewerbe will nur noch eine kleine Mehrheit der befragten Unternehmen ihre Preise anheben, so das Institut.
Die deutsche Inflationsrate ist Ökonomen zufolge im März auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahren gefallen. Die Verbraucherpreise dürften nur noch um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen sein, wie die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Experten von 15 Banken im Schnitt voraussagen. Das wäre die niedrigste Teuerungsrate seit Mai 2021. Im Februar war sie auf 2,5 Prozent gesunken, wozu vor allem günstigere Energie sowie kaum noch steigende Lebensmittelpreise beitrugen. Das Statistische Bundesamt will am Dienstagnachmittag eine erste offizielle Schätzung veröffentlichen.
Im Frühjahr könnte die Inflationsrate sogar unter die Zwei-Prozent-Marke fallen, sagte Ökonom Sebastian Becker von der Deutschen Bank. "Das wäre eine begrüßenswerte Entwicklung und könnte vor allem die Verbraucherstimmung heben", sagte der Experte.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)