Berlin (Reuters) - Die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern ist einer Studie zufolge in Deutschland höher als in den anderen westlichen Staaten, wenn Kinder im Spiel sind.
Unter den 30-Jährigen verdienen Mütter im Durchschnitt 70 bis 80 Prozent weniger als Väter, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu der Auswertung einer internationalen Forschungsgruppe mitteilte. Bei kinderlosen Personen im selben Alter sei der Unterschied weitaus geringer und auf weniger als fünf Prozent gesunken.
Für Männer in Deutschland zeigt sich demnach ein umgekehrter Trend. "Väter auf dem Arbeitsmarkt werden durch eine Elternschaft nicht negativ beeinflusst", sagte Ifo-Forscher Max Lay. "Vielmehr sind sie etwas häufiger erwerbstätig und verdienen etwas mehr als kinderlose Männer."
Als Grund hierfür sehen die Forscherinnen und Forscher unter anderem Fehlanreize im deutschen Steuer- und Transfersystem. "Vor allem das Ehegattensplitting unterstützt ein Familienmodell, bei dem Frauen nach der Geburt des Kindes, wenn überhaupt, eher in Teilzeit wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren", sagte Ifo-Expertin Elena Herold. Im Vergleich zu anderen europäischen und nordamerikanischen Ländern sei in Deutschland die Einkommenslücke zwischen Müttern und Vätern am höchsten. Insgesamt wurde die Ungleichheit in 17 Ländern untersucht.
Der Verdienstunterschied gehe Hand in Hand mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der Teilzeitbeschäftigung von Müttern. Vor allem für Mütter, die um die 30 Jahre alt sind, ist den Angaben nach die Wahrscheinlichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, viermal höher als für Frauen ohne Kinder.
Der starke Einfluss einer Elternschaft auf das Einkommen von Frauen bleibt demnach bestehen, trotz der in den vergangenen Jahren sinkenden Ungleichheit bei der Beschäftigungsquote. Während die Erwerbsquote bei Männern zwischen 25 und 60 in den vergangenen 40 Jahren bei etwa 90 Prozent lag, stieg diese bei Frauen von unter 60 Prozent auf mehr als 80 Prozent.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)