(Reuters) - Der Fed-Banker Neel Kashkari hat sich zurückhaltend zu möglichen Zinssenkungen in diesem Jahr geäußert.
"Wenn sich die Inflation weiterhin seitwärts bewegt, dann würde ich infrage stellen, ob wir diese Zinssenkungen überhaupt vornehmen müssen", sagte Kashkari in einem Interview mit dem Finanzportal Pensions & Investments. "Die Wirtschaft hat im Moment viel Schwung."
Er habe bei der Sitzung der US-Notenbank im März zwei Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt, aber wenn die Inflation weiter stagniere, könnte das auch hinfällig werden, sagte Kashkari. Er gehe davon aus, dass die Fed ihren Leitzins für einen längeren Zeitraum in der derzeitigen Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent halte, falls die Inflation weiterhin stärker als erhofft ausfallen sollte. Sollte das nicht funktionieren, seien weitere Zinserhöhungen "nicht vom Tisch, aber sie sind auch kein wahrscheinliches Szenario angesichts dessen, was wir jetzt wissen."
Der Fed-Banker Thomas Barkin sagte, die US-Notenbank habe "Zeit, bis sich die Wolken über der Inflation lichten", bevor sie mit Zinssenkungen beginne. Die Inflationsdaten zu Beginn dieses Jahres seien "etwas weniger ermutigend" gewesen. Obwohl dies auf wetter- oder saisonbedingte Probleme zurückzuführen sein könnte, "stellt sich die Frage, ob wir eine wirkliche Veränderung der Wirtschaftsaussichten sehen oder nur eine kleine Delle auf dem Weg." Er halte es daher für klug, "dass sich die Fed Zeit lässt". Niemand wolle, dass die Inflation wieder steige. "Und angesichts eines starken Arbeitsmarktes haben wir Zeit, bis sich die Wolken verziehen, bevor wir mit dem Prozess der Zinssenkung beginnen." Barkin äußerte sich nicht dazu, wann er mit einer Zinssenkung rechnet. Er bleibe aber insgesamt "optimistisch, dass die Beibehaltung der etwas restriktiven Zinssätze die Inflation wieder auf das Zielniveau bringen kann".
Erst am Mittwoch hatte Fed-Chef Jerome Powell erklärt, die US-Notenbank werde sich weiter vorsichtig auf dem Weg zur Zinswende vortasten. Die Entscheidungen würden von Sitzung zu Sitzung und abhängig von den Daten getroffen, hatte er bei einer Veranstaltung der Universität Stanford gesagt. "Angesichts der Stärke der Wirtschaft und der bisherigen Fortschritte bei der Inflation haben wir die Zeit, uns bei unseren geldpolitischen Entscheidungen von den eingehenden Daten leiten zu lassen." Wenn sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen so entwickele wie erwartet, könne ein niedrigerer Leitzins im Laufe des Jahres angemessen sein.
Die Finanzmärkte spekulierten zuletzt auf eine erste Senkung im Juni.
(Bericht von Lindsay Dunsmuir und Howard Schneider; Redigiert von Scot W. Stevenson; Geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)