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Israel lässt auf Druck der USA mehr Hilfen für den Gazastreifen zu

05.04.2024
um 10:37 Uhr

- von James Mackenzie

Jerusalem (Reuters) - Israel ermöglicht auf Druck der USA deutlich mehr Hilfen für den Gazastreifen.

Darauf habe sich das Sicherheitskabinett verständigt, teilte die israelische Regierung mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Dem Beschluss vom späten Donnerstagabend zufolge soll der Grenzübergang Erez im Norden des Gazastreifens wieder geöffnet werden. Zudem will Israel den im Süden des Landes gelegenen Hafens Aschdod vorübergehend für Hilfslieferungen freigeben. Auch die Versorgung von Jordanien aus über den Grenzübergang Kerem Schalom soll verstärkt werden. US-Außenminister Antony Blinken begrüßte die Entscheidung am Freitag. Das sei eine positive Entwicklung. Entscheidend sei aber, dass den Worten Taten folgten.

Der Entscheidung der israelischen Regierung vorausgegangen war ein etwa 30-minütiges Telefonat von US-Präsident Joe Biden mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Darin drohte Biden Netanjahu damit, Israel die Unterstützung zu entziehen, sollte das Land nicht konkrete Schritte zum Schutz von Helfern und Zivilisten unternehmen. Der Präsident habe klargestellt, dass die US-Politik bezüglich Israel unmittelbar von Israels Politik mit Blick auf den Gazastreifen bestimmt werde, erklärte das US-Präsidialamt. Um welche Forderungen es sich genau handelte, wurde nicht mitgeteilt.

Der internationale Druck auf Israel hatte sich erhöht, nachdem Anfang der Woche bei einem israelischen Luftangriff auf die Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK), die in dem Küstenstreifen Essen an die notleidende Bevölkerung verteilt hatte, sieben ehrenamtliche Mitarbeiter getötet worden waren. Das israelische Militär übernahm die Verantwortung und räumte ein, einen Fehler begangen zu haben.

GROSSER MANGEL AN NAHRUNG UND MEDIZINISCHER GRUNDVERSORGUNG

Insbesondere die USA forderten Israel auf, mehr zu tun, um mehr Hilfslieferungen in das Palästinenser-Gebiet zu lassen. Bereits vor dem Vorfall stand Israel unter Druck, gegen den Hunger im Gazastreifen vorzugehen und Zivilisten besser zu schützen. Die Vereinten Nationen (UN) und andere internationale Organisationen werfen Israel vor, die Verteilung von Gütern durch bürokratische Hürden zu behindern und die Lebensmittelkonvois nicht ausreichend zu schützen. Israel weist dies zurück und hatte erklärt, den Hilfsorganisationen fehlten die notwendigen logistischen Kapazitäten.

Der Krieg im Gazastreifen begann am 7. Oktober mit einem Überraschungsangriff der Hamas auf Israel. Im Zuge der israelischen Gegenoffensive wurden große Teile des Küstengebietes zerstört. Mehr als die Hälfte der rund 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens leben im Raum Rafah im Süden in Zelten und haben kaum Nahrung oder medizinische Grundversorgung. Zu Beginn des Krieges waren die Palästinenser aufgefordert worden, den Norden zu verlassen und im Süden des Küstengebiets Schutz zu suchen.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden seit Beginn der israelischen Angriffe mehr als 33.000 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet. Mehr als 75.700 Menschen wurden verletzt. Die UN haben die Angaben mehrfach als realistisch eingestuft. Laut UN starben seit Beginn des Krieges 196 Helfer im Gazastreifen.

(geschrieben von Kerstin Dörr, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)