Reuters

Über 100.000 Menschen in Russland und Kasachstan müssen vor Fluten fliehen

09.04.2024
um 17:37 Uhr

Moskau (Reuters) - In Russland und Kasachstan müssen angesichts der schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten über 100.000 Menschen ihre Häuser räumen.

Betroffen seien Siedlungen im Uralgebirge, in Sibirien und in Teilen Kasachstans, teilten Behörden am Dienstag mit. Vor allem die Flüsse Ural und Tobol traten durch eine rasche Schneeschmelze über die Ufer. Präsident Wladimir Putin wird nach Angaben von Regierungssprecher Dmitri Peskow laufend über die Lage in den Überschwemmungsgebieten informiert.

Bereits am Freitag brach ein Damm am Ural, dem drittlängsten Fluss Europas. Die Wassermassen überfluteten die Stadt Orsk südlich des Uralgebirges. Flussabwärts stieg der Wasserstand in Orenburg, einer Stadt mit rund 550.000 Einwohnern, auf einen Rekordpegelstand von 9,3 Metern. In Kurgan am Tobol wurden 19.000 Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. In Tjumen in Westsibirien wurde der Notstand ausgerufen.

"Für die Regionen Kurgan und Tjumen stehen noch schwierige Tage bevor", sagte Peskow in Moskau. "Es kommt eine Menge Wasser." In Video-Aufnahmen aus Kurgan, einer Region mit rund 800.000 Einwohnern, waren von Wasser umgebene traditionelle Holzhäuser und russisch-orthodoxer Kirchen zu sehen. In Orenburg, einer Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohnern, paddelten Einwohner in Booten auf den Straßen.

IN KASACHSTAN ÜBER 86.000 EVAKUIERUNGEN

Im angrenzenden Kasachstan war die Lage angespannt. Über 86.000 Menschen wurden evakuiert. Präsident Kassym-Jomart Tokajew erklärte, die Überschwemmungen seien wahrscheinlich die schlimmsten seit 80 Jahren.

Putin werde nicht in die betroffenen Gebiete reisen, werde aber ständig informiert, kündigte Peskow an. "Putin ist, auch wenn er nicht vor Ort ist, in dieser Angelegenheit ständig präsent." Peskow betonte: "Er befasst sich den ganzen Tag über mit diesen Fragen." Am Montag hatten Einwohner in Orsk Putin um Hilfe gebeten und den örtlichen Behörden Versagen vorgeworfen. Am Dienstag meldete Bürgermeister Wassili Kosupiza, die Fluten hätten den Höhepunkt überschritten, die Pegel würden wieder sinken.

Durch die rasche Schneeschmelze in weiten Teilen des Uralgebirges und Sibiriens sind große Flüsse über die Ufer getreten. Bisher wurden mindestens 10.500 Häuser überflutet. Viele Tausend andere Gebäude laufen Gefahr, ebenfalls von den Fluten umspült zu werden. Wissenschaftler vermuten, dass die Schneeschmelze in diesem Jahr wegen des Klimawandels besonders heftig ausgefallen ist.

(Bericht von Reuters-Büro, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)